Die Eiszeit-Allianz: Flughäfen kämpfen mit Enteiser-Knappheit
Zehn Flughafen-Betreiber vereinbaren den Austausch von Enteisungsmitteln. Die Substanz wird knapp, weil der wichtigste europäische Hersteller die Produktion einstellen muss. Grund für die Knappheit an Enteisungsmitteln ist ein Nachschubproblem bei Glycol.
MÜNCHEN/BERLIN Einigkeit macht stark – und Zusammenarbeit hilft in schwierigen Situationen: Mit einem Enteisungs-Pakt begegnen deutsche Flughäfen – darunter auch München – einem drohenden Engpass beim Enteisungsmittel. Grund dafür ist ein Produktionsstopp der Herstellerfirma, ausgelöst durch ein Nachschub-Problem bei Glycol. Und das ist die wichtigste Zutat für die beim Flugbetrieb so entscheidende Substanz.
Die Flughäfen gleichen in einer täglichen Telefonkonferenz ihre Lagerbestände und Wettervorhersagen ab. Falls die Depots in einem Flughafen leerzulaufen drohen, werden Tanklastwagen los geschickt. Der Pool gilt für die Zeit, in der der Hersteller Clariant nicht produziert. Die Schweizer Firma hatte vor Silvester einen Produktionsstopp verkündet, weil ihr der Glykol-Nachschub fehlt (AZ berichtete).
Dem deutschen Pool angeschlossen haben sich neben dem Münchner Airport auch Berlin-Tegel, Berlin-Schönefeld, Hamburg, Bremen, Hannover, Münster/Osnabrück, Köln/Bonn, Nürnberg, Stuttgart und Hahn. Der Airport Frankfurt/Main bekommt sein Enteisungsmittel von der britischen Konkurrenz Kilfrost. Bei der läuft die Produktion.
Angesichts der Enteisungs-Allianz und der Wettervorhersagen sind die Airport-Betreiber zuversichtlich, dass diese schwierige Phase gemeistert werden kann. Der Münchner Flughafen ist dabei grundsätzlich in einer guten Situation. Denn er verfügt über eine Recycling-Anlage für das Enteisungsmittel: Über Schlitzrillen in der Rollbahn wird das Mittel aufgefangen und bis zu 65 Prozent wiederverwertet.
„Deshalb sind wir nicht so abgängig von der Lieferkette“, so Flughafen-Sprecher Robert Wilhelm. Ein Engpass ist jedenfalls bei einigermaßen normalem Winterwetter nicht in Sicht – eher die Möglichkeit, dass andere Airports um Hilfe in Form von Enteisungsmittel-Tanklastern bitten.
„Wir haben eine Abfrage bei allen Flughäfen vorgenommen“, sagt Ralph Beisel, Chef der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV). „Die Situation stellt sich uns derzeit wie folgt dar: Wir haben noch ausreichende Mengen und wenn uns die Witterung jetzt nicht zu extrem einen Streich spielen sollte, dann hoffen wir, dass wir – bis der Lieferant wieder liefern kann – den Ausgleich hinbekommen zwischen den Flughäfen und weiter Gewehr bei Fuß stehen können.“ hu
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