„Die Ehe ist kein Knast“
Wann Frauen ausbrechen sollten – ein neues Buch über Krisen und Konsequenzen. Ein AZ-Interview mit der Autorin Karin Dietl-Wichmann.
AZ: Frau Dietl-Wichmann, Sie haben drei Ehen hinter sich. Hat Sie das zu Ihrem Scheidungs-Buch beflügelt?
KARIN DIETL-WICHMANN: Nein, dazu liegen die schon zu lange zurück. Die erste passierte aus Trotz, ich war noch nicht mal volljährig, und endete nach 28 Monaten.
Die dritte mit Helmut Dietl in den 70ern hat acht Jahre gedauert.
Schade, dass es nicht geklappt hat. Helmut fing damals als Künstler an, ich habe das Geld für uns verdient, war viel unterwegs. Vielleicht zu viel.
Haben Sie noch Kontakt?
Klar, wir haben ja unsere Tochter Sharon und zwei Enkel.
Wie kam's nun zu dem Buch?
Die Klagen von Freundinnen haben mich animiert. Viele sind unzufrieden in ihrer Ehe, können oder wollen den Zustand aber nicht ändern.
Warum nicht?
Aus Mutlosigkeit, Angst vor der finanziell ungewissen Zukunft, vor Einsamkeit.
Sind Prominente mutiger? Salma Hayek hat gerade ihre Verlobung gelöst und Iris Berben sich 32 Jahren getrennt.
Sie sind zumindest finanziell unabhängig und oft selbstbewusster. Einige der in meinem Buch zitierten Frauen sitzen in Gefühlsfallen, sie klammern sich an den Traum vom ewigen Glück, der zweiten Hälfte.
Und deshalb scheuen Sie den Gang zum Anwalt?
Ja. Auch, wenn sie es mit dem Mann kaum mehr aushalten, in einem Gefühls-Chaos leben, verstricken sie sich in sentimentale Erinnerungen an die Zeit, als sie noch mit ihm glücklich waren.
Ihr Rat?
Die Ehe ist keine lebenslange Haftstrafe. Draußen laufen Kerle rum, mit denen diese Frauen mehr anfangen können. Die sie zum Lachen bringen und ein erotisches Wesen in ihnen sehen.
Welche Rolle spielt der Sex?
Das ist ein Tabuthema in vielen Ehen, gerade, wenn er zum Gähnen ist. Laut Studien hat jede zehnte Frau noch nie einen Orgasmus gehabt, wissen Männer kaum etwas über die Anatomie der Frau. Sie glauben, ein paar Streicheleinheiten genügen als Vorspiel.
Wenn's im Bett nicht klappt…
… dann klappt es auch nicht im Wohnzimmer, das hat schon der amerikanische Sextherapeut William Masters erkannt. Klar, vieles stumpft im Alltag ab. Aber wenn aus der anfänglichen Leidenschaft nicht mal mehr ein Funke glüht, ist das nicht normal. Ein ausgefülltes Sexleben gehört zu einer funktionierenden Ehe.
Vor der Scheidung gibt es häufig Machtspiele, Gezerre um die Kinder, den Unterhalt.
Wenn die Ehe nicht zu retten ist - bloß nicht klein beigeben! In den meisten Frauen schlummern Kräfte, die in dem eintönigen Ehe-Allerlei verschüttet wurden.
Ist die Scheidung ein persönliches Scheitern?
Er war nicht der Richtige, beide haben Fehler gemacht – dieser Schock muss verdaut, verarbeitet werden. Aber dann beginnt eine neue Zeitrechnung. Die Ära nach dem Ehemann – und aus der sollte jede Betroffene das Allerbeste machen.
Interview: Renate Schramm
- Themen:
- Ehe