"Die doppelte, dreifache Emotion": Karneval in Rio nach Corona-Pause wieder da

Comeback nach der Pandemie-Absage: Bewohner Rios und Mitglieder von Sambaschulen haben das gemeinsame Erlebnis sehr vermisst - die Rückkehr der berühmten Umzüge im Sambodrom ist mit großen Gefühlen verbunden.
von  AZ/dpa
Strahlende Gesichter überall in Rio.
Strahlende Gesichter überall in Rio. © imago images/Andre Borges

Rio de Janeiro - Mitreißende Samba-Rhythmen, knappe Kostüme und riesige Begeisterung: Nach dem Corona-bedingten Ausfall in 2021 und der Verschiebung in diesem Februar sind beim weltberühmten Karneval von Rio de Janeiro wieder die besten Sambaschulen der Stadt durch das Sambodrom gezogen.

"Brasilianer brauchen diese menschliche Wärme"

"Das ist ein wunderbares Gefühl, zurück zu sein", sagte João Paulo Damasio von der "Mangueira", einer der beliebtesten Sambaschulen Rios. "Spezieller als in anderen Jahren, die doppelte, dreifache Emotion."

Parade der Sambaschule Mangueira, einer der beliebtesten Sambaschulen Rios, im Sambodrom.
Parade der Sambaschule Mangueira, einer der beliebtesten Sambaschulen Rios, im Sambodrom. © Fernando Souza/dpa

Die Karnevalsmetropole hatte unter dem Fehlen der größten Party der Welt stark gelitten. "Ich habe es sehr vermisst, mit den Leuten zusammen zu sein, Spaß zu haben. Brasilianer brauchen diese menschliche Wärme", sagte Damasio der dpa. Die Bewohner der Stadt und die Mitglieder von Sambaschulen sind froh, dass es nach zwei Jahren nun wieder Umzüge gibt, dass Rio wieder Samba tanzt.

In Brasilien brach im März und April vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie das Gesundheitssystem zusammen. Jetzt ist Südamerika dem Statistik-Portal "Our World in Data" zufolge Impfvorreiter, die Region mit dem höchsten Prozentsatz an Geimpften. "Ich habe gedacht, dass ich in der Pandemie sterben werde", sagte Ana Paula Varca. "Und beschlossen, vieles zu machen, was ich noch nicht gemacht habe." Wie in der Schule ihres Herzen zu defilieren.

Reise in eine andere Welt

Der Karneval mit seinen üppigen Formen und überschwänglichen Farben regt erneut die Fantasie an, lässt in Gedanken reisen. Jede Sambaschule nimmt mit in eine andere Welt. Viele Umzüge nach der Pandemie waren von Nostalgie und Hommagen an den Karneval gekennzeichnet. So würdigte die "Imperatriz Leopoldinense", die am Freitagabend den Anfang machte, den Regisseur Arlindo Rodrigues, der die Imperatriz im Jahr 1980 zu ihrem ersten von acht Siegen bei der Meisterschaft der Sambaschulen geführt hatte.

Millionen verfolgen Karneval im TV

Zehntausende von der Tribüne aus sowie Millionen vor den Fernsehschirmen in Brasilien und auf der ganzen Welt verfolgten die Umzüge im Sambodrom. Bürgermeister Eduardo Paes hatte zwar das größte Karnevalsfest der Geschichte angekündigt. Erwartet wurde aber ein Karneval der Überraschungen. Die Pandemie hatte auch die finanziell stärksten Sambaschulen getroffen - die Karten waren neu gemischt.

"Selbst dieser Karneval jetzt ist nicht der, den wir kennen"

Den Straßenkarneval hatte Bürgermeister Paes Anfang Januar wegen der Corona-Pandemie bereits zum zweiten Mal in Folge abgesagt. Aber Rio hatte es auch im Februar nicht ganz lassen können. Es gefällt den Brasilianern, dieses Jahr zwei Karnevale zu haben.

Schon Ende Februar und nun seit Mittwoch, als der Karneval mit Umzügen der Aufstiegsklasse begonnen hatte, kam es in der Stadt immer wieder zu spontanen Zusammenkünften. Ana Paula Varca sagte: "Im Karneval ist es in den Straßen anders, alle sind verkleidet. Diese Freude. Schrecklich ohne Karneval." So ganz hat sich Rio aber noch nicht erholt: "Selbst dieser Karneval jetzt ist nicht der, den wir kennen."

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