Die Dauerwelle wird wieder Trend
Ob Atze Schröder oder Rudi Völler: Die Chemie-Locke zierte schon viele Häupter. Auf der Frisuren-Messe „Haare 2012“ in Nürnberg wird die Dauerwelle nun zum Herbsttrend gekürt. Die Geschichte der Krause zeigt die AZ.
Nürnberg - Er ist das Synonym für die moderne Dauerwelle: Atze Schröder. Mit seiner Haarpracht kokettierte der Komiker bereits 2000. Jetzt – zwölf Jahre später – ist die Chemie-Locke wieder In: Am Sonntag eröffnet die Frisuren-Messe „Haare 2012“ in Nürnberg und zeigt die diesjährigen Herbsttrends. Mit dabei: der nostalgische Wuschelkopf. Woher der ursprünglich stammt und welche seine prominentesten Vertreter waren, zeigt Ihnen die AZ.
Die Geschichte: Der Wunsch nach einer Lockenmähne ist so alt wie die Menschheit selbst. Das zeigen Funde von Tonwicklern von 3100 vor Jesus Christus. Die Römer waren es dann aber, die um 600 vor Jesus Christus die ersten Umformungen mit Wärme entwickelten. Dazu benutzten sie das sogenannte Calamistrum – ein Rohr, in das ein heißer Stab geschoben wurde. Zum Geschäft wurde die Locke im 18. Jahrhundert: Hier wurden Dauerwellen professionell in Perücken eingearbeitet. Die Haare wickelte man dafür um sogenannte Kraushölzer und kochte sie in einer alkalischen Lauge mit Glyzerin – stundenlang.
Der Erfinder: Den Durchbruch im Wellen-Gewust schaffte 1906 ein Deutscher: Karl Nessler, ein Friseur aus dem Schwarzwald, erfand damals die Heißwelle. Nessler tränkte dazu die Haarsträhne in einer alkalischen Lösung und wickelte sie spiralförmig auf einen Metallstab. Ähnlich wie bei den Römern, wurde dieser dann mit heißen Metallzangen erhitzt.
Die Gefahr: Wer schön sein will, muss leiden – das bekam besonders Karl Nesslers Frau zu spüren. Sie soll dem Erfinder als Versuchsobjekt gedient und stundenlang unter 200 Grad heißen Wicklern sitzen. Die Folge: Brandblasen, Haarverlust und sogar Verätzungen. Doch damit nicht genug: Später – als die Zangen mit Strom erhitzt wurden – kamen dann noch Unfälle durch elektrische Schläge hinzu. Abhilfe schaffte 1931 der Amerikaner Everett McDonough. Er entwickelte die sogenannte „Kaltwelle“, die auch bei Zimmertemperatur die gewünschte Krause zauberte.
Der Trend: In Deutschland verbindet man die Dauerwelle vor allem mit den 1970er und 1980er Jahren. Prominente Vertreter waren unter anderem die Fußballer Paul Breitner, Kevin Keegan vom HSV und Rudi Völler, dem man damals prompt den Spitznamen „Tante Käthe“ verpasste. Aber auch David Hasselhoff, Glenn Close, Sophia Loren oder Modern-Talking-Sänger Thomas Anders zierten die Kringel. Die Ruhrpott-Schnauze Atze Schröder machte die „Königspudel-Gedächtnis-Frise“ dann zum modernen Kult.
Der Experte: Die Dauerwelle kommt also wieder, so viel steht fest. „Mit dem Wischmopp der 80er-Jahre hat die aber nichts zu tun“, sagt der Kreativdirektor des bayerischen Friseurverbandes, Dieter Schöllhorn. Das zeige auch der Name. Die gute alte Lockenfrisur heißt heute nämlich „Permanent Curl“, erklärt Schöllhorn. Der Unterschied: sie wird „weich geschnitten“. Schöllhorn: „Bei den Frisuren sind runde, weiche Formen angesagt, alles sehr weiblich.“ Die Locken hielten dabei etwa drei bis vier Monate. Farblich sei in diesem Herbst und Winter bei den neuen Lockenfrisuren Braun mit blonden Strähnchen angesagt. Na dann, auf die Locke, fertig, los!