Die Datenkrake: Was Google über uns weiß

Wir, oder besser, unsere Daten bringen viel Geld für Google ein. Jugendsünden und Schlimmeres? Namen ändern, umziehen, Zeugenschutzprogramm? Keine Chance. Das Internet vergisst nicht.
Es war mal die schlichte Suchmaschine mit dem kunterbunten Logo – heute ist Google ein Großkonzern, der seine Nutzer ausspäht und dabei von seinen Methoden so viel preisgibt wie ein Geheimdienst.
Aber wir Nutzer sind es, die dem Konzern freiwillig alles über uns verraten, indem wir seine Dienste nutzen. Eifrig sammelt und speichert Google Daten – um Werbung auf den Nutzer zuzuschneiden. Das bringt Geld: 2008 hat Google 21 Milliarden Dollar verdient. Je mehr Google über uns weiß, je besser diese Infos vernetzt sind, desto persönlicher kann Werbung zugeschnitten werden.
Der Datenschützer Carsten Hoppe hat zusammengestellt, was Google durch seine gängigsten Dienste über uns weiß: Allein die Suche registriert Ländercode, Suchanfrage, IP Adresse, Sprache und die Klicks auf die Links der Suchanfrage. Das Google-Konto weiß Bescheid über Benutzernamen, Passwort, die alternative E-Mail-Adresse. Google merkt sich, welche Webseiten wir besucht haben und welche Werbung wir angeklickt haben. „Google-Mail“ kennt die Mails und unsere Kontakte. Bloggt man bei Google, speichert der Konzern, ein Foto des Bloggers, seinen Geburtstag und seine Texte.
Der Google-Fotodienst Picasa hat die Fotos, die Videoplattform Youtube hat die Filme, die angesehen wurden. Dazu kommt jetzt das soziale Google-Netzwerk „Buzz“. Buzz machte automatisch alle Google-Mail-Nutzer zu Buzz-Nutzern und verlinkte sie mit deren Mail-Kontakten. Das brachte dem Konzern Ärger. „Fuck you, Google!“ schrieb Harriet Jacobs in ihrem Blog: Buzz hatte sie mit ihrem gewalttätigen Ex-Mann verlinkt. „Toll, Google, dass er dank dir meinen Wohnort und Arbeitsplatz sehen konnte“, schreibt sie. Amerikanische Bürgerrechtler beschwerten sich bei der Kartellbehörde, Buzz-Entwickler Todd Jackson entschuldigte sich: „Wir haben begriffen, dass wir nicht alles richtig hinbekommen haben“. Google besserte nach.
Bisher endete die Überwachung, wenn der Nutzer den Rechner herunterfuhr. Die Smartphones änderten das: Google weiß immer, wo wir sind. Was wir tun. Der Bundesbeauftragten für Datenschutz, Peter Schaar, fordert jetzt, dass die Daten-Sammelwut des Konzerns grundsätzlich geprüft werden müsse.
Google feilt derweil weiter am transparenten Nutzer. Der neueste Dienst „Goggles“ kann mit der Handykamera erfasste Dinge erkennen und dazu Infos aus dem Netz liefern. Bald soll das sogar mit Gesichtern funktionieren.
Jugendsünden und Schlimmeres? Namen ändern, umziehen, Zeugenschutzprogramm? Keine Chance. Das Internet vergisst nicht. Und die Grenzen zwischen Netz und öffentlichem Raum verwischen. Laura Kaufmann