Die Bayern rauchen (fast) am wenigsten

Volle Aschenbecher gibt’s dagegen im Norden Deutschlands. Wo am meisten gequalmt wird und wie viele an den Folgen sterben, zeigt der neue Tabakatlas 2015.
von  rom
Die Deutschlandkarte des Rauchens für Männer und Frauen (BB = Brandenburg; BE = Berlin; BW = Baden-Württemberg; BY = Bayern; HB = Bremen; HH = Hamburg; HE = Hessen; MV = Mecklenburg-Vorpommern; NI = Niedersachsen; NW = Nordrhein-Westfalen; RP = Rheinland-Pfalz; SL = Saarland; SN = Sachsen; ST = Sachsen-Anhalt; SH = Schleswig-Holstein; TH = Thüringen).
Die Deutschlandkarte des Rauchens für Männer und Frauen (BB = Brandenburg; BE = Berlin; BW = Baden-Württemberg; BY = Bayern; HB = Bremen; HH = Hamburg; HE = Hessen; MV = Mecklenburg-Vorpommern; NI = Niedersachsen; NW = Nordrhein-Westfalen; RP = Rheinland-Pfalz; SL = Saarland; SN = Sachsen; ST = Sachsen-Anhalt; SH = Schleswig-Holstein; TH = Thüringen). © dpa

München - Fünfundzwanzig Milliarden Euro. Eine stattliche Zahl. So viel haben die Deutschen im vergangenen Jahr für Tabak ausgegeben. Erschreckend ist auch ein anderer Wert. Er lautet: 121 000. So viele sterben hierzulande an den Folgen des Rauchens. Jährlich. Beide Zahlen stehen im neuen Tabakatlas, den die Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und das Deutsche Krebsforschungszentrum gestern in Berlin vorgestellt haben. Ein Überblick:

 

DIE VIEL-QUALMER

 

Im Schnitt raucht in Deutschland jeder dritte Mann und jede fünfte Frau. Besonders dicke Raucher-Luft herrscht im Norden: In Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen gibt es die meisten Raucher über 18 Jahre. Im Schnitt rauchen dort mindestens 34 Prozent der Männer, bei den Frauen sind es über 23 Prozent.

Damit bestätigt der neue Tabakatlas, der auf dem Mikrozensus 2013 beruht, die Daten von 2009. Auch damals war das Ergebnis: Im Norden wird ordentlich gedampft.

 

DIE WENIG-RAUCHER

 

Damit kommen wir zu den Bayern. 27,2 Prozent der Männer im Freistaat qualmen, bei den Frauen sind es nur 18,3 Prozent. Das macht unterm Strich: jeder vierte Bayer und jede fünfte Bayerin. In Sachsen rauchen noch weniger Frauen (16,7 Prozent).

Bei unseren Nachbarn in Baden-Württemberg rauchen ebenfalls vergleichsweise wenige (Männer 26,9 Prozent, Frauen 18,8 Prozent).

Die Deutschlandkarte des Rauchens für Männer und Frauen (BB = Brandenburg; BE = Berlin; BW = Baden-Württemberg; BY = Bayern; HB = Bremen; HH = Hamburg; HE = Hessen; MV = Mecklenburg-Vorpommern; NI = Niedersachsen; NW = Nordrhein-Westfalen; RP = Rheinland-Pfalz; SL = Saarland; SN = Sachsen; ST = Sachsen-Anhalt; SH = Schleswig-Holstein; TH = Thüringen).

 

DIE ALTERSGRUPPEN

 

In welchem Alter wird mehr geraucht? Sie denken jetzt vielleicht, es sind die Jungen. Stimmt aber nicht. Die Spitzenreiter, was die Zigaretten pro Tag angeht, sind die Männer zwischen 60 und 64 Jahren. 45 Prozent von ihnen haben angegeben: Am Tag können es schon mal 20 oder mehr Zigaretten werden.

Die Jungen zwischen 18 und 20 Jahren dagegen sind vielmehr Gelegenheitsraucher. 59 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer gaben an, nicht täglich zu rauchen. 20 oder mehr Zigaretten dampfen nur fünf beziehungsweise sieben Prozent von ihnen.
Bei den 14-Jährigen gaben zwei Prozent an, dass sie täglich rauchen. Von den Zwölf- bis 17-Jährigen rauchen insgesamt rund zehn Prozent. Deutlich weniger als Ende der 90er Jahre: Damals waren es in dieser Altersgruppe knapp 30 Prozent. Es liegt laut Mortler an den Jugendlichen, dass der Gesamt-Raucheranteil rückläufig ist. Aber: Ein Drittel unserer Jugend hat schon mal eine Wasserpfeife geraucht. Im Tabakatlas heißt es dazu: „Wasserpfeifenrauch ist genauso schädlich wie Zigarettenrauch.“

DIE BERUFSGRUPPEN
Die Experten kommen zu folgendem Ergebnis: Wer keinen Job hat, ist häufiger Raucher. Die Zahlen bei den Männern ohne Arbeit: 55,8 Prozent von ihnen rauchen, bei den Erwerbstätigen sind es 42,7 Prozent. Bei den Frauen zeigt sich ein ähnliches Bild.
Bei den Männern sind es folgende Jobs, bei denen sich die meisten Raucher finden: Möbelpacker (85,3 Prozent), Detektive (55,4 Prozent) und Männer mit Reinigungsberufen (54,4 Prozent). Dagegen deutlich weniger Raucher gibt es unter Ärzten (13,8 Prozent) und Lehrern am Gymnasium (13,3 Prozent) sowie an der Hochschule (13,2 Prozent).

Auffällig ist: Frauen, die im sozialen Bereich wie im Krankenhaus, Kindergarten oder im Altenheim arbeiten, haben einen vergleichsweise hohen Raucheranteil. Bei den Helferinnen in der Krankenpflege sind es etwa 41,4 Prozent, bei Kinderpflegerinnen 30,2 Prozent. Ganz vorbildlich sind dagegen Apothekerinnen: Nur 6,2 Prozent von ihnen rauchen.

 

DIE TÖDLICHEN FOLGEN

 

2013 sind 121 000 Deutsche an den Folgen des Rauchens gestorben (84 782 Männer, 36 305 Frauen). Das ist jeder achte Todesfall. Die meisten sterben an Krebserkrankungen (51,9 Prozent bzw. 40,5 Prozent), die zweithäufigste Todesursache ist eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, auf dem dritten Platz liegen Atemwegserkrankungen. In Bayern waren 17,6 Prozent der Todesfälle bei Männern die Folge von Tabakkonsum, bei den Frauen 6,5 Prozent. Zum Vergleich: In Berlin sterben elf Prozent der Frauen daran, 22,6 Prozent der Männer.

 

DIE FORDERUNGEN

 

Das Krebsforschungszentrum verlangt angesichts der Todeszahlen eine massive Anhebung der Tabaksteuer und ein komplettes Werbeverbot für Tabak. Das will auch Drogenbeauftragte Marlene Mortler: „Ich setze mich Tag und Nacht dafür ein.“

 

Tipps zum Aufhören

 

? Termin festlegen: Sie wollen zu rauchen aufhören, schieben es aber immer wieder auf? Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät: Man sollte ein Datum bestimmen.

? Einsatz von Hilfsmitteln: Es gibt mehrere Helfer, zum Beispiel das Nikotinpflaster oder Kaugummis. Ein Nikotinpflaster ist für diejenigen geeignet, die mittelstark bis stark abhängig sind (bis zu 40 Zigaretten täglich). Nikotinkaugummis sind denjenigen zu empfehlen, die gering oder mittelstark abhängig sind (maximal 15 Zigaretten pro Tag und unter bestimmten Situationen, wie in Gesellschaft).

? Sich selbst motivieren: Wer zu rauchen aufhört, lebt nicht nur gesünder, sondern spart auch Geld. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt deswegen: Sich etwas aussuchen, was man gerne hätte, etwa einen schönen Schal. Dann errechnet man sich, in welch kurzer Zeit man sich das Stück leisten kann– nur mit dem Geld, das man sonst für Tabak ausgegeben hätte.

? Abstand halten: In den ersten Tagen sollte man andere Raucher meiden – das führt nur in Versuchung. Auch Alkohol lässt die guten Vorsätze schwinden. Darauf erst einmal verzichten.

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