Die Angst vor dem Virus
Vor 25 Jahren tauchten die ersten Schädlinge auf. Seit dem haben sich Computerviren und -würmer zum Horror vieler User entwickelt – die AZ präsentiert 25 erstaunliche Episoden
Alles beginnt mit einem Scherz. Ein Teenager verschickt das erste Computervirus über Diskette an seine Freunde.
1983 bringt Doktorand Fred Cohen seinen Virus mit an die Uni in Südkalifornien. Acht Stunden hat er gebraucht um das Programm zu schreiben, das sich selbst vermehrt.
1988 wird das erste Virus bösartig - das Jerusalem-Virus löscht am Freitag, den 13. Mai, alle ausführbaren Dateien, die es finden kann.
Disketten sind ein alter Hut - die neuen Viren verbreiten sich rasend schnell über das Internet und nennen sich Wurm. Der erste seiner Art ist Morris – er infiziert sogar die Nasa.
Michelangelo soll 1992 die digitale Apokalypse bringen, Millionen von PCs sollen ihre Daten verlieren, die Angst geht um – es passiert allerdings wenig.
Computerviren werden 1992 massentauglich: „Die drei Fragezeichen“ lösen auf Hörspielkassetten ihren 56. Fall: „Angriff der Computerviren“.
Lange Zeit ist die Motivation der Programmierer von persönlicher Natur. Ihre Viren sollen sie berühmt machen, die pure Geltungssucht treibt sie an.
1995 werden gerade mal 5000 Viren verbreitet.
1998 überschreibt das Tschernobyl-Virus auf infizierten Computern den BIOS-Chip und macht die Rechner damit unbrauchbar.
Kaum ist die Angst vor Y2K im Jahr 2000 überstanden, saust der „I Love You“-Wurm durch die Lande – er richtet geschätzte 10 Milliarden Dollar Schaden an.
Wie bringt man Internetnutzer dazu, Mails von Unbekannten zu öffnen? Ganz einfach: Man macht sie neugierig. So werden die ersten Würmer politisch: Sie locken mit geheimen Spionage-Fotos des Irak-Kriegs.
Der SQL-Slammer setzt 2003 fast das ganze Internet außer Gefecht, Bankautomaten gehen nicht mehr, in Italien müssen Postfilialen schließen.
Der schnellste Wurm ist 2004 MyDoom – kein anderer flitzt schneller durch die E-Mails.
Der Wurm Sobig.f verbreitet sich am weitesten im Internet: 2003 ist jede 20. Mail weltweit mit ihm infiziert.
Wer hat 2005 Angst vor der Vogelgrippe? Dann mal schnell das Word-Dokument mit den angekündigten Infos lesen – und schon ist der Trojaner auf dem Rechner. Hoppla.
Jeden Tag werden in Deutschland rund 1000 Computer infiziert. Meist werden Sicherheitslücken auf Windows-Rechnern ausgenutzt.
2007 gibt es 600000 neue Viren – pro Monat. 8 Millionen sollen es insgesamt sein.
Die Hacker werden erfindungsreich. Ihre Viren, Würmer und Trojaner lernen immer mehr dazu. Von Musikfreunden besonders gehasst: W32-Deletemusic. Der Wurm löscht alle MP3s.
Klassische Viren gibt es heute kaum noch, auch die Würmer werden seltener. Besonders beliebt dagegen: Trojaner. Bekanntester Vertreter: Der Bundestrojaner. Er soll für die Online-Durchsuchung eingesetzt werden.
Mittlerweile haben die Hacker andere Ziele als früher. Sie wollen an sensible Infos kommen, an Passwörter und Kreditkartennummern.
Manchmal programmieren geschasste Arbeiter ein Computervirus, um sich am Ex-Arbeitgeber zu rächen.
Die Anti-Viren-Kämpfer wie Symantec oder McAfee verbuchen mit dem Verkauf ihrer Software Rekordumsätze in Milliardenhöhe.
Würmer und Trojaner verbreiten sich nicht nur über E-Mails. Mittlerweile hüpfen die Viren auch gern auf Myspace- und Facebook-Profile.
Bluetooth ausschalten! Sonst kann es gut sein, dass das Handy sich ein Virus einfängt. Gerne verbreiten sich Handyviren auch über MMS. Und auch MP3-Player sind nicht resistent.
Die größte Computer-Gefahr heute sind Botnetze. Millionen von Rechnern sind mit Trojanern infiziert und warten auf ihren Großeinsatz per Fernsteuerung: Eine Armee von schlummernden Zombies. Larissa Vasilian
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