Dicke Luft in Paris

Seit einer Woche verhüllt die französische Hauptstadt ein dicker Feinstaub-Smog. Jetzt gibt’s Fahrverbote und den Nulltarif in öffentlichen Verkehrsmitteln
von  mh
Wegen der starken Luftverschmutzung werden Paris die Höchstgeschwindigkeirten reduziert, zum Beispiel auf Stadtautobahnen auf 60 kmh
Wegen der starken Luftverschmutzung werden Paris die Höchstgeschwindigkeirten reduziert, zum Beispiel auf Stadtautobahnen auf 60 kmh © AFP

 

Seit einer Woche verhüllt die französische Hauptstadt ein dicker Feinstaub-Smog. Jetzt gibt’s Fahrverbote und den Nulltarif in öffentlichen Verkehrsmitteln

Paris Die Vorschrift könnte von Karl Valentin stammen: Wegen des extremen Smogs in Paris durften gestern nur Fahrzeuge mit geraden Autonummern fahren, heute sind die mit ungeraden Zahlen dran. Mit dieser ungewöhnlichen Verkehrsbeschränkung will die französische Hauptstadt etwas gegen die extreme Luftverschmutzung tun. Die hält bereits fünf Tage an, ein Ende ist nicht in Sicht.

Es sind die ersten Fahrverbote in der Seine-Stadt seit 1997. Grund ist eine ungewöhnlich hohe Feinstaubbelastung. Sie lag in den vergangenen Tagen an mehreren Messstationen im Großraum der Millionenstadt bei mehr als 100 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. An einzelnen Stationen waren es zeitweise sogar 180 Mikrogramm. Alarm muss bereits bei 80 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft ausgelöst werden. Aber auch die Dauerbelastung spielt bei diesen Vorschriften eine Rolle. Danach darf der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nicht öfter als an 35 Tagen im Kalenderjahr überschritten werden.

Zum Vergleich die Feinstaubbelastung in München: An der hauptbelasteten Landshuter Allee lagen in der vergangenen Woche die Feinstaubwerte an zwei Tagen bei 65 beziehungsweise 75 Mikrogramm pro Kubikmeter, an den anderen Tagen deutlich unter dem Grenzwert. Auch übers Jahr gerechnet schneidet die Münchner Messstation innerhalb erlaubter Grenzen ab. An 35 Tagen innerhalb von zwölf Monaten darf der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm überschritten werden, an der Landshuter Allee waren es „nur“ 27 Tage.

Mit ihrem Teil-Fahrverbot will die Umweltbehörde die Belastung in Paris auf ein halbwegs normales Maß reduzieren. Von den Einschränkungen ausgenommen sind lediglich Elektro- oder Hybridautos, Fahrzeuge mit mindestens drei Insassen sowie bestimmte professionell genutzte Wagen wie Taxis. Wer gegen die Regel verstößt, muss mit einem Bußgeld von mindestens 22 Euro rechnen. Die Verkehrsaufsicht berichtete am Vormittag von deutlich weniger Verkehr auf den Straßen. Die Staus seien insgesamt nur halb so lang wie an normalen Montagen.

Vor den Fahrverboten hatten die Behörden Ende vergangener Woche bereits andere Maßnahmen veranlasst: Am Freitag wurde die Ticketpflicht für den öffentlichen Nahverkehr aufgehoben. Zudem fiel die Nutzungsgebühr für städtische Fahrräder und Elektroautos weg. Auf zahlreichen Straßen gelten Geschwindigkeitsbegrenzungen, um den Abgasausstoß zu vermindern. Alle Bewohner des Großraums Paris sollten möglichst ihre Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor stehen lassen, mahnen die Behörden und verweisen auf die Gesundheitsgefahren infolge der Luftverschmutzung.

 

 

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