Deutschlands Teenager: Saufen bis ins Koma

Eine Flasche Wodka auf drei Flaschen Cola - so saufen sich Deutschlands Jugendliche heute ins Koma. Der Drogenbericht der Bundesregierung legt jetzt die Zahlen vor: 23 000 Teenager kamen mit Vollrausch in Kliniken.
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Trinken, bis der Arzt kommt: Laut Condrobs schütten sich immer mehr Kinder und Jugendliche in München weg.
dpa/Symbolbild Trinken, bis der Arzt kommt: Laut Condrobs schütten sich immer mehr Kinder und Jugendliche in München weg.

Berlin - Eine Flasche Wodka auf drei Flaschen Cola - so saufen sich Deutschlands Jugendliche heute ins Koma. Der Drogenbericht der Bundesregierung legt jetzt die Zahlen vor: 23 000 Teenager kamen mit Vollrausch in Kliniken.

Auf dem Spielplatz, am Bahnhof oder nur um die Straßenecke des Elternhauses: Jugendliche in Deutschland trinken öffentlich – und das nicht wenig. 23 000 Teenager sind 2007 zum Teil bewusstlos in Kliniken mit einem Vollrausch eingeliefert worden – so viele wie noch nie. Das geht aus dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung hervor.

Die Zahl der sich ins Koma saufenden Kinder hat damit um 143 Prozent zugenommen. „Wir müssen handeln, damit Kinder und Jugendliche nicht auf diese Weise ihre Gesundheit schädigen oder in den Kreislauf der Sucht geraten“, sagte Drogenbeauftragte Sabine Bätzing. Fast jeder zehnte Jugendliche habe einen riskanten Alkoholkonsum, mehr als 20 Prozent der Minderjährigen seien mindestens einmal pro Monat betrunken. Die Zahlen sind besorgniserregend, sagt Bätzing, auch wenn insgesamt weniger Jugendliche Alkohol trinken würden.

Mit elf Jahren gibt es das erste Glas Sekt auf Omas Geburtstag

„Das statistische Einstiegsalter liegt bei 11,2 Jahren“, sagt Frederik Kronthaler, Leiter der Münchner Drogenhilfe Condrobs. „Die Kinder probieren ein Glas Sekt am Geburtstag der Oma oder abends mit den Eltern ein Bier.“ Eltern würden so die Regeln für Alkoholgenuss aufweichen. „Jugendliche sollten daheim nicht trinken“, sagt Kronthaler.

Jugendliche hätten sich angepasst, „Alkoholgenuss gehört zu unserer Gesellschaft“, sagt Kronthaler. Er werde allgemein akzeptiert – anders als Tabak oder illegale Drogen wie Kokain oder Ecstasy, die laut Drogenbericht weniger konsumiert werden. In Deutschland trinken fast zehn Millionen Menschen weit mehr Alkohol als gut für sie wäre. Zehn Liter reiner Alkohol rinnt im Durchschnitt durch die Kehle eines Bundesbürgers pro Jahr. Rund 1,3 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig.

Bier für die Älteren, Rum und Bier für die Jugendlichen

Auch trinken Teenager früher härteren Stoff. „Eine Flasche Wodka gemischt auf drei Flaschen Cola und die sind um 22 Uhr dicht“, sagt Kronthaler. Denn während Bier-Werbung mit Promis wie Beckenbauer oder Hartmann vor allem Ältere anspreche, zielten Wodka- oder Rumplakate mit Musikveranstaltungen auf ein junges Publikum. „Alkohol hat Eventcharakter bekommen“, sagt Kronthaler.

Sorgen bereitet Bätzing auch die steigende Zahl der Online-Süchtigen. Bis zu sieben Prozent der Deutschen sollen abhängig sein. Suchtberater Kronthaler setzt auf die Eltern: Fallen schulische Leistungen ab, ändert sich der Freundeskreis des Kindes völlig oder will es nicht mehr zum Lieblingssport, sollten Eltern alarmiert sein. „Und wer sein Kind von einer Party abholt, merkt schnell, ob dort exzessiv getrunken wird“, sagt Kronthaler. „Suchen Sie das Gespräch. Komasaufen ist ein Problem, das Kinder aller Schichten treffen kann.

A. K. Koophamel

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