Deutscher Bergsteiger erfriert in den Alpen

Ein früher Wintereinbruch hat einem Wanderer aus Offenbach in den österreichischen Alpen das Leben gekostet. Der 73-jährige erfror in 30 Zentimetern Neuschnee.
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Ein früher Wintereinbruch hat einem Wanderer aus Offenbach in den österreichischen Alpen das Leben gekostet. Der 73-jährige hessische Rentner sei in 30 Zentimetern Neuschnee in den Bergen in Kärnten erfroren, berichtete die Polizei Klagenfurt am Wochenende.

Wien/Klagenfurt -  Sein 65-jähriger Freund aus Weimar wurde am Samstag stark unterkühlt mit einem Rettungshubschrauber in die Klinik Klagenfurt gebracht. Er hatte drei Tage in einem Notbiwak überlebt.

Beide Wanderer, die seit 40 Jahren gemeinsam Bergsteigen gingen, waren nach Schilderung der Polizei am Mittwoch im Gebiet Mallnitz auf mehr als 2500 Metern Höhe in felsigem Gelände unterwegs. Dort brach eine massive Kaltfront mit Regen, Schnee und Sturmböen bis 150 Stundenkilometern über sie herein, sie kamen kaum noch voran. Der Weimarer war schon so entkräftet, dass er sich einen Biwaksack zum Wetterschutz überstülpte und wartete. Der Offenbacher versuchte sich zur Hütte Schmidhaus durchzuschlagen, die zwar schon in Sichtweite aber noch rund eine Stunde Wanderung entfernt war. Nach 200 Metern gab er auf und suchte zwischen Felsblöcken Schutz.

Während des Unwetters fielen 30 Zentimeter Neuschnee. Der Hesse sei vermutlich schon in der ersten Nacht erfroren, berichtete die Polizei am Sonntag.

Das Fehlen der Männer fiel erst am Samstag auf, als sie am frühen Morgen nicht an einem vereinbarten Treffpunkt mit ihren Frauen in Südtirol auftauchten. Diese riefen einen Bergkameraden an, der die Rettungskräfte alarmierte. Ein Polizeihubschrauber entdeckte kurz darauf den völlig entkräfteten Thüringer in der Mallnitzscharte, der winkend mit einem roten T-Shirt auf sich aufmerksam machte. "Es war ihm unmöglich, auch nur einen Schritt zu gehen", sagte der Leiter der Alpinpolizei Spittal an der Drau, Sepp Brandner, der dpa. Nicht weit entfernt fanden die Retter die Leiche seines Freundes.

Die Bergsteiger seien eigentlich gut ausgerüstet und erfahren gewesen, so Brandner: "Aber so einen extremen Wetterumschwung in dem Gelände zu überstehen ist natürlich sehr schwierig." Der Wirt der Hütte, in der sie zuvor übernachtet hatten, habe sie noch vor der Kaltfront gewarnt und ihnen geraten, bloß mittags wieder bei der nächsten Unterkunft zu sein. Warum die Männer rund acht Stunden für die eigentlich deutlich kürzer geschätzte Tour gebraucht haben, ist unklar: "Vielleicht haben sie getrödelt, vielleicht haben sie das Gelände einfach unterschätzt." Eigentlich sollte man bei solch einer Wettervorhersage gar nicht starten, sagte der Alpinpolizist.

Der Weimarer war am Sonntag außer Lebensgefahr, hat aber nach Aussage der Polizei schwere Erfrierungen an Händen, Füßen und dem Gesäß. "Es ist ein Wunder, dass er überhaupt die drei Tage überlebt hat", sagte Brandner. Er sei mit einer Körpertemperatur von 29 Grad gefunden worden: "Das ist hart an der Grenze."

Neben der Fehleinschätzung des Wetters führte nach Schilderung des Alpinpolizisten noch eine Reihe anderer Dinge zu dem Unglück: Die Männer hatten in der Höhe keinen Handyempfang, einen alpinen Notruf mit Taschenlampe oder dem Blitz der Kamera setzten sie nicht ab. "Das sieht man über Kilometer hinweg, aber die Männer waren wohl zu entkräftet, um daran zu denken", vermutete er. Zudem hätten sie sich während ihres Wanderurlaubs immer wie unter Bergsteigern üblich auf jeder Hütte vorangemeldet, so dass ihr Fehlen spätestens abends aufgefallen wäre: "Nur ausgerechnet an diesem Tag nicht."

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