Deutsche und Türken feiern gemeinsam: 80.000 Fans auf der "Leo"

Philipp Lahm traf zum Sieg, und für die deutschen Fans gab es kein Halten mehr: Millionen feierten in der Nacht auf Straßen und Plätzen den Finaleinzug bei der Fußball-EM. Das Schöne dabei: In vielen Städten verbrüderten sich Deutsche und Türken. Doch es gab auch Zwischenfälle.
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Ein "Deutsch-Türke" in Berlin-Kreuzberg
dpa Ein "Deutsch-Türke" in Berlin-Kreuzberg

BERLIN, MÜNCHEN - Philipp Lahm traf zum Sieg, und für die deutschen Fans gab es kein Halten mehr: Millionen feierten in der Nacht auf Straßen und Plätzen den Finaleinzug bei der Fußball-EM. Das Schöne dabei: In vielen Städten verbrüderten sich Deutsche und Türken. Doch es gab auch Zwischenfälle.

Auf der Münchner Leopoldstraße feierten 80.000 Menschen, vereinzelt beteiligten sich türkische Fans. Es gab 45 Festnahmen, meist wegen Körperverletzung oder dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Die Polizei meldete 14 verletzte Fans und drei verletzte Polizisten. Vereinzelt hätten Personen aus dem rechten politischen Spektrum türkische Fans angepöbelt, hieß es.

Überschattet wurde das meist friedlich-ausgelassene Spektakel von Übergriffen schwarz gekleideter und maskierter Randalierer in Dresden: Eine Gruppe Jugendlicher griff dort mehrere Dönerläden an, es gab laut Polizei zwei Verletzte. Zunächst schlugen sie die Scheiben eines Geschäfts ein, verwüsteten die Einrichtung, zündeten eine türkische Flagge an und verletzten die beiden Betreiber des Ladens. Danach zog die Gruppe weiter, schlug die Scheiben von zwei weiteren Dönerläden ein, warf mit Flaschen und zündete Böller.

Größte Fanmeile vor dem Brandenburger Tor

Vielerorts feierten türkische Fans zusammen mit Deutschen und waren bei den obligatorischen Autokorsos samt Hupkonzerten gemeinsam unterwegs. Ausgelassene Stimmung herrschte etwa auf der größten deutschen Fanmeile vor dem Brandenburger Tor: Sie war bereits eine Stunde vor Anpfiff wegen Überfüllung geschlossen. Insgesamt waren rund 500.000 Fußball-Fans gekommen. Bis auf kleinere Zwischenfälle blieb alles ruhig in der Hauptstadt, in der auch 200.000 Türken leben. Es gab 84 Festnahmen.

In Hamburg verfolgten rund 42.000 Menschen das Spiel auf dem Fan-Fest, unter ihnen nach Angaben der Polizei rund 10.000 Türken. Tausende Anhänger der deutschen Mannschaft, aber auch einige türkische Fans zogen nach dem Abpfiff auf die nahe Reeperbahn. In St. Pauli griff gegen 23.00 Uhr eine Gruppe deutscher Fans einen türkischen Wagen an. Als Polizeibeamte eingriffen, seien sie von umstehenden Deutschen mit Flaschen beworfen worden, hieß es. Mitten in der Zuschauermenge auf dem Fan-Fest versprühte eine junge Frau Reizgas, vermutlich aus Versehen. 15 Fans wurden leicht verletzt. Insgesamt gab es laut Polizei in Hamburg zehn vorläufige Festnahmen und 55 Ingewahrsamnahmen.

Friedlich feierten in Frankfurt am Main Zehntausende Fans, dort gab es wie in Bremen nur „kleinere Rangeleien“. 70.000 Menschen waren es laut Polizei in Stuttgart, 20.000 in Nürnberg.

Verbrüderungsszenen in Basel – Unwetter in Wien

Am Austragungsort Basel hielten sich rund 110.000 Fans auf, es kam zu Verbrüderungsszenen zwischen Deutschen und Türken. Es gab 21 Festnahmen, neun Menschen wurden in Krankenhäuser eingeliefert. In der Fanzone am Rhein wurde kurz vor Spielende eine Tribüne teilweise geräumt. Dem Sicherheitsdienst waren ein verdächtiges Geräusch und das Lösen eines kleinen Teils der Tribünenkonstruktion gemeldet worden. Die Evakuierung lief problemlos ab, Gefahr bestand offenbar nicht.

Buchstäblich in Wasser fiel das Fußball-Fest in Wien, wo wegen eines Unwetters die Fanzone geräumt wurde. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA meldete, stürzte eine 18-Jährige bei dem plötzlichen Aufbruch, nachdrängende Menschen stolperten über sie. Entgegen erster Befürchtungen erlitt die Frau keinen Beckenbruch. Insgesamt brauchten am Mittwochabend zwölf Fans ärztliche Hilfe.

In der Schlussphase des Spiels ging ein Regensturm über Wien nieder: „Statt Fanmassen ergossen sich Sturzbäche über den Rathausplatz“, schrieb die APA. Die Unwetterwarnung sei plötzlich gekommen. (AP, AZ)

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