Deutsche Justiz jagt Holocaust-Leugner Williamson

HAMBURG/LONDON - Der Vergleich von Bischof Mixa sorgt in der katholischen Kirche für neue Konflikte. Die deutsche Justiz jagt jetzt Holocaust-Leugner Richard Williamson - Justizministerin Zypries hält sogar einen europäischen Haftbefehl für möglich.
Die „Woche der Brüderlichkeit“ hat begonnen, sie soll im Zeichen des jüdisch-christlichen Gesprächs stehen. Doch das Verhältnis zwischen Juden und Christen war lange nicht so angespannt.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass Enttäuschungen wegwischen, was im jüdisch-christlichen Dialog in Jahrzehnten erreicht worden ist“, sagte Bundespräsident Horst Köhler bei der Eröffnungsfeier in Hamburg. „Es sind vor allem unsere jüdischen Freunde, die tief verletzt worden sind von einem Verirrten und Verblendeten, dem der Vatikan die Hand ausgestreckt hatte.“ Köhler sagte aber auch: „An der Einstellung des Papstes zum Holocaust hat nie ein Zweifel bestehen können.“ Münchens Erzbischof Reinhard Marx: „Wir sollten dann reden, wenn uns – auch vor Ärger und Empörung – die Stimme versagt.“
Ärger und Empörung, damit trifft Marx die Stimmung vieler Katholiken. Als hätte die Debatte um Holocaust-Leugner Williamson nicht gereicht, goss der Augsburger Bischof Mixa Öl ins Feuer. Seine Äußerung, die Zahl von sechs Millionen Holocaust-Opfern sei „durch neun Millionen Abtreibungen bereits überschritten“, sorgte beim Zentralrat der Juden für Entsetzen. Dass Mixa „Frauen und Ärzte, die sich zu einer Abtreibung entschlossen haben, mit KZ-Massenmördern gleichstellt – das ist an Perfidie nicht zu überbieten“, sagte Generalsekretär Stefan J. Kramer. Mixa trübt damit auch die Deutsche Bischofskonferenz, die heute zusammentritt und ohnehin unter Druck steht. Viele Bischöfe hatten in einer Erklärung die Entscheidung des Papstes zur Pius-Bruderschaft kritisiert. Dies wird Thema der Konferenz sein. Williamsons halbherzige Entschuldigung hat keinerlei Ruhe gebracht, der Vatikan hält sie für „unzureichend“.
Derweil ist die deutsche Justiz Williamson auf den Fersen. Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt, denn der Brite Williamson leugnete in einem Interview in Deutschland den Holocaust – bei uns, anders anders als in Großbritannien, eine Straftat. Laut Ministerin Brigitte Zypries wäre ein deutscher EU-Haftbefehl möglich. Williamson ließ durch seinen Anwalt ausrichten, er werde gegen eine Auslieferung kämpfen und gehe zur Not bis in die höchste Instanz. Die wird sich seiner wohl eines Tages ohnehin annehmen.