Deutsche in Türkei wegen Heroins vor Gericht
Hat sie Geld dafür bekommen, Heroin nach Deutschland zu schmuggeln, oder wurde ihr der Stoff nur untergejubelt? In Izmir muss sich eine Deutsche wegen des Verdachts auf Drogenschmuggel verantworten.
Am Ende des ersten Verhandlungstages sitzt die in der Türkei wegen Drogenschmuggels angeklagte Duisburgerin Sabrina A. wie ein Häufchen Elend vor den Richtern. Die 8. Strafkammer in Izmir muss entscheiden, ob hier eine Drogenkurierin auf der Anklagebank sitzt oder eine unbedarfte Touristin, die von der Drogenmafia böse hereingelegt wurde.
Der Vorsitzende Richter fordert am Dienstag über Interpol ein Auszug aus dem Strafregister an und lässt damit erkennen, dass er eine Freilassung unter Auflagen zumindest nicht ausschließt. Vorerst aber bleibt die 20-Jährige, die in der Haft vor kurzem einen Jungen geboren hat, hinter Gittern. Nachdrücklich, aber freundlich im Ton fordert der Richter die junge Frau auf, ihre Version zu erklären. Sabrina A. erzählt, während eine Dolmetscherin dem Gericht übersetzt. Ihr Ehemann - von dem sie getrennt lebt - habe ihr und einem gemeinsamen Freund mit Namen Christian die nur für drei Tage gebuchte Reise in die türkische Stadt Antalya geschenkt, sagt sie. Im Hotel lernt Christian den Türken Nihat E. kennen, den späteren Hauptverdächtigen, der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt. Bald darauf erreicht Sabrina ein fingierter Anruf, wonach ihre Mutter krank geworden sei und sie sofort zurück müsse. Nihat E. präsentiert sich als Helfer in der Not und organisiert die vorzeitige Rückreise. Ob sie einen Koffer mit Kleidung und Süßigkeiten für eine Bekannte mit nach Deutschland nehmen könne, fragt er. Sabrina A. stimmt zu und untersucht den Plastikkoffer noch, will das in einem Geheimfach versteckte Heroin aber nicht entdeckt haben. Ob ihr der Koffer nicht schwer vorgekommen sei, fragt der Richter. Sabrina aber will nichts aufgefallen sein. Sie legt ein paar eigene Sachen in das Gepäckstück dazu, weil ihr Freund Christian mit dem gemeinsamen Koffer in Antalya bleiben will. Auf dem Weg zum Flughafen wird die Deutsche im Juli 2007 zusammen mit Nihat E. und dem Taxifahrer geschnappt. Verdeckte Ermittler haben den Hauptverdächtigen die ganze Zeit im Visier gehabt. Sogar als Hotelangestellte getarnt sollen sie auf der Lauer gelegen haben. Im Zimmer von Nihat E. findet die Polizei weitere 15 Kilogramm Heroin. Die türkische Presse ordnete das Heroin erst Sabrina A. zu und wollte zunächst auch erfahren haben, dass sie 5000 US-Dollar für den Schmuggel bekommen sollte. Davon ist am Dienstag keine Rede mehr. Die Angeklagte bestreitet, dass sie etwas für den Transport des Koffers erhalten hat. Während der Taxifahrer am Dienstag vom Gericht freigelassen wird, bleibt Sabrina A. in Untersuchungshaft. Der Richter ordnet die Untersuchung des Heroins in einem Labor an. Nach dem ersten Verhandlungstag steht ein großes Fragezeichen über den Hintergründen dieses versuchten Drogenschmuggels. Sabrina wirkt unbedarft, sie ist anscheinend leicht zu beeinflussen. Mit 17 hat sie ihr erstes Kind bekommen. Sie hat keinen Schulabschluss und keine Ausbildung. Zwischendurch winkt sie ihren Eltern, die auf einer Zuschauerbank das neugeborene zweite Kind auf den Knien wiegen. Das Baby bleibt mit seiner Mutter im Gefängnis. Am 21. Mai soll das Verfahren fortgesetzt werden. (Von Carsten Hoffmann, dpa)
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