Deshalb sind die Azteken wirklich ausgestorben

Die Epidemie, die im 16. Jahrhundert große Teile der Bevölkerung dahingerafft hat, wurde durch eine Salmonellen-Vergiftung hervorgerufen. Das haben 500 Jahre später deutsche Forscher herausgefunden.
von  dpa
Die Pyramiden von Teotihuacán, einer der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstädte Mexikos.
Die Pyramiden von Teotihuacán, einer der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstädte Mexikos. © imago

Es war im Jahre 1545, als große Teile des aztekischen Volkes an hohem Fieber erkrankten. Dazu bekamen die Menschen starke Kopfschmerzen, begannen aus Augen, Mund und Nase zu bluten, bevor sie innerhalb weniger Tage schließlich starben. Innerhalb von 15 Jahren gingen so rund 15 Millionen Menschen zugrunde – geschätzte 80 Prozent der aztekischen Gesamtbevölkerung.

Bislang umgab das Massensterben, die Krankheit, die die Azteken "Cocoliztli" nannten und die später auch unter dem Namen "Aztekenpest" bekannt wurde, ein großes Geheimnis. Jetzt haben Forscher vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und von der Universität Tübingen nach fast 500 Jahren mithilfe internationaler Kollegen herausgefunden, dass weder Masern oder Pocken noch Mumps oder Grippe für die Katastrophe verantwortlich waren, sondern ein Bakterium – Salmonella enterica Paratyphi C. Dieses löste eine Salmonellen-Vergiftung aus.

DNA-Proben der Opfer bringen die Lösung

Das Forscherteam, zu dem auch Wissenschaftler aus Harvard (USA) sowie vom Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte Mexikos gehörten, fand anhand von DNA-Proben der Opfer die Lösung. Mithilfe einer neuen Methode zur Analyse alter DNA konnten sie in den Skeletten von Opfern das Bakterium, das das Fieber verursachte, identifizieren. Die Studie erschien im Wissenschaftsmagazin "Nature Ecology and Evolution".

In der Indio-Siedlung Teposcolula-Yucundaa im mexikanischen Oaxaca wurde bei archäologischen Grabungen der einzige Seuchenfriedhof freigelegt, der bislang mit dem Ausbruch der "Cocolitzli"-Epidemie in Verbindung gebracht wurde. Die Forscher untersuchten mithilfe eines neuartigen Computerprogramms das Erbgut von 29 menschlichen Überresten. "Angesichts des historischen und archäologischen Kontextes von Teposcolula-Yucundaa bot sich uns die einzigartige Gelegenheit, die Frage nach den mikrobiellen Ursachen dieser Epidemie zu beantworten", erklärt AAshild J. Vaagene vom MPI für Menschheitsgeschichte.

Am 21. April 1519 war der spanische Offizier Francisco Hernández de Córdobain mit 700 Soldaten an der Küste Mexikos in der Nähe der heutigen Stadt Veracruz gelandet. Innerhalb von nur zwei Jahren eroberte der Konquistador das mächtige Reich der Azteken und gründete das Vizekönigreich Neuspanien.

Die wirkungsvollsten Waffen der europäischen Eindringlinge waren aber nicht Schwerter aus Stahl, Musketen und Kanonen, sondern vor allem die in Amerika bis dahin unbekannten Krankheitserreger: Insbesondere Pocken, Masern und Grippe, brachten den Indios massenhaft den Tod.

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