Der Winter erreicht die Mittelgebirge

Am Wochenende hätten sich die meisten wohl gefreut, doch am Donnerstag mussten viele Menschen an die Arbeit. Es kam zu zahlreichen Unfällen. Am höchsten war die Schneedecke in Baden-Württemberg.
In der Nacht zum Donnerstag hat es in den deutschen Mittelgebirgen geschneit: Vom Alpenvorland und dem südlichen Schwarzwald bis zum Harz verzauberte Schnee am Morgen die Landschaft. Kehrseite der Medaille waren vor allem in Thüringen zahlreiche Unfälle auf schneeglatten Fahrbahnen. In Schleswig-Holstein starb eine Autofahrerin beim ersten Glatteis des Herbstes: Ihr Auto kam auf einer Landstraße im Kreis Schleswig-Flensburg ins Rutschen, prallte gegen die Leitplanke und wurde auf der Gegenfahrbahn von einem Geländewagen erfasst. Auch bei der Deutschen Bahn kam es zu Verzögerungen, etwa auf der Strecke von Nürnberg nach Leipzig. Dort gab es Probleme mit der Oberleitung. In Baden-Württemberg wurde mit 29 Zentimeter im Zollernalbkreis die höchste Schneedecke gemessen. Auf dem 1493 hohen Feldberg war sie 26 Zentimeter hoch. Allerdings war der Schnee sehr feucht. Einige Straßen des Landes mussten gesperrt werden, weil Bäume unter der Last des nassen Schnees auf die Fahrbahnen fielen. In der Region Reutlingen waren viele Haushalte zeitweise ohne Elektrizität, weil Strommasten umgestürzt waren. In Thüringen schneite es vor allem im Osten des Landes bis in tiefer gelegene Regionen. Zahlreiche Verkehrsunfälle waren die Folge. Allerdings blieb es bei Blechschäden. Auf einer Landstraße zwischen Tabarz und Brotterode hatten sich am frühen Morgen einige Lastwagen quergestellt. Auf der Autobahn 9 in Richtung Berlin geriet bei Saalfeld ein Autotransporter ins Schleudern. Als er gegen die Mittelleitplanke prallte, rutschten zwei Autos von der Ladefläche auf die Gegenfahrbahn. Für die Bergungsarbeiten war die Autobahn stundenlang gesperrt. Auch die nahe Bundesstraße war zeitweise gesperrt. Dort rutschte ein Heizöl-Transporter in den Straßengraben. Öl lief aus und musste von der Feuerwehr beseitigt werden. Im sächsischen Erzgebirge schneite es fast 24 Stunden ununterbrochen. Autofahrer wurden vom Innenministerium in Dresden darauf hingewiesen, dass Straßen in höheren Lagen nur noch mit Winterausrüstung zu befahren waren. Das gleiche galt für Teile des Harzes. Im niedersächsischen Westharz blockierten bei Goslar ins Rutschen gekommene Lastwagen eine Bundesstraße. In Sachsen-Anhalt schneite es etwa zwölf Stunden lang. Dann lagen auf dem höchsten Berg des Harzes, dem Brocken (1142 Meter), etwa 18 Zentimeter Schnee. Die Straßen des Landes waren zum Teil gefährlich glatt, so dass sich mehrere Unfälle ereigneten. Die Landstraße zwischen Wernigerode und Drei Annen Hohne musste gesperrt werden, weil mehrere Bäume unter der Schneelast zusammengebrochen waren. In Niedersachsen und in Hessen betrugen die Schneehöhen in den Mittelgebirgen nur bis zu zehn Zentimeter. Für märchenhafte Bilder reichte es aber allemal. Der Naturpark Meißner zeigte einige davon auf seiner Internetseite - unter dem Motto: «Guten Morgen Winter». Nach Angaben der Meteorologen ist der plötzliche Winter aber nur von kurzer Dauer. «Die nächsten Tage werden trockener und wärmer», sagte Martin Puchegger vom Wetterdienst meteomedia. In einigen Teilen Deutschlands wie in Sachsen-Anhalt wird aber auch Regen den Schnee fortwaschen. Wintersportler wurden denn auch am Donnerstag kaum gesichtet. «Noch lohnt es sich nicht, die Lifte anlaufen zu lassen, weil es nicht lange richtig kalt bleiben wird», sagte eine Tourismus-Sprecherin in Thüringen. Im vergangenen Jahr hatte es am 1. November zum ersten Mal geschneit. Die ersten Lifte hatten ab 15. Dezember geöffnet, als die Schneedecke auf 40 Zentimeter angewachsen war. (dpa)