Der Tod im Museum: Wirbel um Gregor Schneider

Düsseldorf/Berlin (dpa) - Nach Bekanntwerden seines Plans, einen Sterbenden in einem von ihm gestalteten Raum auszustellen, hat der Künstler Gregor Schneider teilweise heftige Reaktionen bekommen.
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Gregor Schneider möchte einen Sterbenden oder gerade Gestorbenen ausstellen.
dpa Gregor Schneider möchte einen Sterbenden oder gerade Gestorbenen ausstellen.

Düsseldorf/Berlin (dpa) - Nach Bekanntwerden seines Plans, einen Sterbenden in einem von ihm gestalteten Raum auszustellen, hat der Künstler Gregor Schneider teilweise heftige Reaktionen bekommen.

«Ich erhalte Empfehlungen per Telefon oder E-Mail, ich solle mich umbringen. Es gibt eine absurde Todesdrohung mir gegenüber», sagte Schneider in einem Interview mit der «Westdeutschen Zeitung» (Dienstagausgabe). «Skurrile Abgründe tun sich da auf. Es ist doch noch gar nichts passiert», sagte er weiter.

Die Reaktionen spiegelten eine falsche Empörung, teilte Schneider der dpa in einer schriftlichen Stellungnahme mit. «Der öffentliche Tod ist grausame Realität im TV und Internet. In der Darstellung und Beschreibung menschenverachtend und oft würdelos. Davon distanziere ich mich ausdrücklich.» Es sei unhaltbar, ihm zu unterstellen, nicht mit der entsprechenden Würde mit dem Tod umzugehen.

Unterdessen mehren sich kritische Stimmen aus der Politik. Kunst dürfe sich nicht allein in einem Tabubruch erschöpfen, erklärten Kulturpolitiker der Union am Dienstag in Berlin. «Der Mensch darf (...) gerade an seinem Lebensende nicht zu einem bloßen Anschauungsobjekt herabgewürdigt werden», heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Börnsen und Günter Krings. Das Sterben als letzte Phase menschlichen Lebens dürfe nicht durch eine Zurschaustellung für künstlerische Zwecke instrumentalisiert werden. Börnsen ist kulturpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Krings Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien.

Der 39-jährige Schneider will nach eigenen Angaben einen auf natürliche Weise Sterbenden oder gerade Gestorbenen in einem von ihm bereits gebauten, transportablen Raum präsentieren. Wann, ist noch unklar. Der Träger des Goldenen Löwen der Biennale Venedig 2001 will damit «die Schönheit des Todes» zeigen». Gleichzeitig soll der Raum ein «humaner Ort für den Tod» sein, wo «Menschen in Ruhe sterben» könnten. Bei seinem Projekt soll der Sterbende vorher alles bestimmen. Einen Menschen, der öffentlich sterben will, hat Schneider schon gefunden.

Er selbst würde gern in einem von ihm ausgewählten Raum in einem Museum sterben, umgeben mit Kunst. Er habe die Hoffnung, «schön, erfüllt zu sterben», sagte er der Zeitung. «Vielleicht schaffen wir das alle, wenn wir den Tod aus der Tabuzone befreien und zu einem positiven Erlebnis machen wie die Geburt eines Kindes.»

Mehrere Politiker von CDU, FDP und Grünen hatten Schneider bereits in den vergangenen Tagen einen «Missbrauch künstlerischer Freiheit» vorgeworfen und vom «Versuch einer Provokation», einer «unausgegorenen Idee» sowie einer geschmacklosen Aktion gesprochen. Kopfschütteln hatten die Pläne auch bei der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ausgelöst.

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