Der Tag, den es drei Mal gibt
MÜNCHEN - Am 1. Mai ist Feiertag. Aber welcher – Tag der Arbeit, Jesus Christus Himmelfahrt oder Vatertag? Die Ursachen für das Feiertagswirrwarr 2008, wer darunter leidet und wer profitiert . . .
Zum Feiertag frohlocken die Wirtschafts-Bosse: Rund 10 Milliarden Euro mehr werden die deutschen Unternehmer in diesem Jahr einnehmen, weil immerhin drei Feiertage aufs Wochenende oder auf einen anderen Feiertag fallen. Die Arbeitnehmer stöhnen dagegen über die „geklauten“ freien Tage.
Der 1. Mai ist zugleich Tag der Arbeit, Jesus Christus Himmelfahrt und Vatertag. Trotzdem nimmt es Bayerns „oberster Arbeitnehmer“ humorig. DGB-Chef Fritz Schösser sagte der AZ: „Das Zusammentreffen von 1. Mai und Himmelfahrtstag erinnert uns daran, dass wir nicht in den Himmel starren sollten, sondern die irdischen Verhältnisse menschlicher gestalten.“
Arbeitnehmerfeindliche Feiertage
Auch die anderen beiden Doppelfeiertage sind in diesem Jahr (Heilig Dreikönig fiel auf einen Sonntag) und Allerheiligen (der 1. November ist ein Samstag) – extrem arbeitnehmerfeindlich. Die Mehreinnahmen der Wirtschaft entstehen, weil es durch diese Doppelungen mehr Arbeitstage gibt.
Kurios wird es auch nächste Woche am Pfingstsonntag: Da ist nämlich gleichzeitig Muttertag. Schuld am Feiertagswirrwarr ist Ostern, das heuer so früh war wie selten. Der Grund: Nach dem ersten wieder sichtbaren Neumond im Monat des Frühlingsanfangs werden 14 Tage gezählt – den Sonntag darauf ist dann Ostern. Jesus Christus Himmelfahrt wird am 40. Tag nach dem Ostersonntag gefeiert. Der früheste Termin ist der 30. April; der späteste Termin der 3. Juni – Pech also, wenn das kirchliche Fest heuer ausgerechnet auf den „Tag der Arbeit“ fällt.
Provinzposse um den Muttertag
Genau sieben Wochen nach Ostern (also ebenfalls an wechselnden Kalendertagen) ist Pfingsten, das heuer gleichzeitig mit dem Muttertag gefeiert wird. Sein Datum basiert auf einer Übereinkunft von Wirtschaftsverbänden und findet stets am zweiten Sonntag im Mai statt. Dieses Zusammentreffen hat in Baden-Württemberg eine Provinzposse der besonderen Art ausgelöst: Als einziges Bundesland verboten die Stuttgarter, dass am Pfingstsonntag Blumen verkauft werden dürfen – Mutti muss also mit einem schon leicht angewelkten Strauß rechnen.
Michael Heinrich
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