Der schöne Schein trügt

Europaweit sollen künftig Energiesparlampen die herkömmlichen Glühlampen ersetzen. Das ist löblich. Doch ihre Entsorgung ist ein Problem
BRÜSSEL/MÜNCHEN Seit der heutigen Entscheidung einer EU-Expertenkommission ist das Ende der klassischen Glühbirne beschlossene Sache. Mit der schrittweisen, flächendeckenden Einführung der Energiesparlampen sollen in den europäischen Ländern 40 Terawattstunden pro Jahr eingespart werden – immerhin vier Prozent des Stromverbrauches. Doch die Entscheidung wirft ein noch völlig ungelöstes Versorgungsproblem auf.
Denn weil die sparsamen Lampen nicht unerhebliche Mengen an dem hochgiftigen Quecksilber enthalten, dürfen sie nicht einfach – wie Glühbirnen – im Hausmüll landen. Sie müssen an Wertstoffhöfen abgegeben werden. Doch das geschieht selten: Nur jede zehnte ausrangierte Energiesparlampe aus Privathaushalten wird in Deutschland umweltgerecht entsorgt. Das ist in anderen Ländern anders.
In Österreich zum Beispiel liegen die Sammelquoten bei 62 Prozent, in Schweden sogar bei 89 Prozent. Das liegt, so Jürgen Resch, Geschäftsführer der „Deutschen Umwelthilfe“ (DUH) an den völlig unzureichenden Rückgabemöglichkeiten für Verbraucher und großen Mängeln bei der Umsetzung der Abfallgesetze in einigen Kommunen.
München hat bereits die Konsequenzen aus dieser Kritik gezogen: Der Abfallwirtschaftsbetrieb München stellt ab sofort Sammelboxen für defekte Energiesparlampen kostenlos zur Verfügung. Die Boxen gibt’s an allen Wertstoffhöfen und am Giftmobil des Abfallwirtschaftsbetriebs. Auch in Nürnberg ist die Abgabe an Wertstoffhöfen möglich.
Trotz der Entsorgungsprobleme begrüßt die Umweltschutzorganisation Greenpeace die Entscheidung der EU. Marcel Keiffenheim von „Greenpeace energy“ zur AZ: „Es ist natürlich skandalös, dass vor allem in Deutschland die Energiesparlampen nicht sachgerecht entsorgt werden. Trotzdem überwiegen bei weitem die Vorteile der Energieeinsparung, die mit der Abschaffung der Glühbirnen gemacht werden.“
Michael Heinrich