Der Reiz der einsamen Schläferstündchen

„Männer und Frauen schlafen ohne einander wesentlich besser“, sagt der österreichische Schlafforscher John Dittami und rät: Paare sollten in getrennten Betten ruhen.
von  Abendzeitung
Hier teilen sich Romy Schneider und Alain Delon das Bett. Vielleicht hätte es auch ihrer Beziehung gut getan, hätten sie öfter mal getrennt geschlafen.
Hier teilen sich Romy Schneider und Alain Delon das Bett. Vielleicht hätte es auch ihrer Beziehung gut getan, hätten sie öfter mal getrennt geschlafen. © az

„Männer und Frauen schlafen ohne einander wesentlich besser“, sagt der österreichische Schlafforscher John Dittami und rät: Paare sollten in getrennten Betten ruhen.

WIEN Der Krimi ist so spannend, sie kann nicht aufhören zu lesen – selbst im Bett nicht. Doch das Licht der Nachttischlampe stört ihn beim Einschlafen. Was nun, Licht an, Licht aus?

Es sind die kleinen Probleme wie Schnarchen, der Kampf um die Decke oder die unterschiedlichen Schlafenszeiten, die bei einigen Paaren für Missmut im Schlafzimmer sorgen. Das ist jetzt sogar wissenschaftlich erwiesen. „Männer und Frauen schlafen ohne einander wesentlich besser“, sagt der österreichische Schlafforscher John Dittami.

Getrennte Betten, besserer Schlaf – so lautet das kuschelfeindliche Fazit der Wissenschaftler. „Der Paarschlaf ist vor allem nicht im Interesse der Frau“, meint Dittami. Denn die nächtlichen Störfaktoren beeinflussen die Schläferin besonders stark. „Ihr Schlaf ist leichter zu irritieren“, sagt Dittami. Frauen wären es von Natur aus gewohnt, auf ihre Kinder im Schlaf zu achten – auch wenn sie selbst noch keine eigenen haben. Schlafexperte Dittami: „Sie reagieren auf Männer, als ob sie ihre Babys wären. Sie sind empfindlich auf Bewegungen.“ Ganz anders die Männer: „Wenn die schlafen, dann schlafen sie.“

Die Hälfte der Befragten sieht das anders: Sie fühlen sich nur zusammen im Bett so richtig wohl. „Das liegt an psychologischen Faktoren“, sagt auch sein Kollege Gerhard Klösch. Frauen empfinden das Ruhen mit Partner an ihrer Seite als sicherer. Sie schätzen die emotionale Nähe. Eher pragmatisch sehen Männer die nächtliche Kuscheleien: Sie ziehen meist „aus Gewohnheit“ das gemeinsame Schlafen vor.

Dabei sind gerade sie es, die von der Zweisamkeit im Bett profitieren: Männer schlafen ruhiger, fühlen sich nach einer Nacht neben der Partnerin viel ausgeruhter. Der Haken: Die gemeinsame Bettruhe schadet ihrer Logik. Die Forscher fanden heraus, dass Männer am nächsten Morgen deutliche Schwächen bei Matheaufgaben hatten.

Dafür intensiviert gemeinsames Schlafen die Partnerschaft, sagt Klösch. „Nebeneinander Schlafen ist Kommunikation auf einer sinnlichen Ebene.“ Statistiken ergaben, dass Paare pro Woche durchschnittlich eine knappe Stunde miteinander reden, aber 49 Stunden gemeinsam schlafen – umso wichtiger also die Zeit im Bett.

Schon deshalb sollten Streitigkeiten vor dem Schlafengehen gelöst werden. Die Wissenschaftler nennen das „Schlafhygiene“.

Bettgeflüster sollte anderen Themen vorbehalten sein. Sex zum Beispiel. Der ist auch gut für den Schlaf: Obwohl in Nächten, in denen nicht nur beieinander, sondern miteinander geschlafen wird, weniger geruht wird, fühlen sich Paare am Morgen deutlich fitter. Alexandra Schulz

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.