Der Papst entgeht einem Anschlag
LONDON - Fünf Islamisten sollen auf Benedikt XVI. ein Attentat während seines Besuchs in London geplant haben. Ein Anti-Terror-Kommando nimmt sie rechtzeitig fest – der Papst bleibt entspannt
Terroralarm beim Papstbesuch: Fünf islamistische Terrorverdächtige sollen einen Mordanschlag auf Benedikt XVI. bei seinem noch laufenden Großbritannien-Besuch geplant haben. Die Sicherheitskräfte nahmen das Quintett, unter ihnen mehrere Algerier, rechtzeitig in der Londoner Innenstadt fest. Auch mehrere Geschäftsräume in der City sowie Wohnungen im Norden und Osten Londons wurden durchsucht. Über Waffenfunde und andere Ergebnisse des Einsatzes wurde vorerst allerdings nichts bekannt.
Auch welche Art von Anschlag die fünf Männer genau vorhatten, war noch Stunden nach der Festnahme in den frühen Morgenstunden unklar. Die Polizei verhörte die Fünf, die zwischen 26 und 50 Jahre alt sind. Britische Onlinedienste berichteten, Geheimdienste hätten einen Tipp erhalten, der eine Anti-Terror-Einheit zu den Islamisten führte. Angeblich sollen sie als Straßenreiniger bei einer privaten Firma beschäftigt gewesen sein. Deren 650 Mitarbeiter arbeiten im Stadtteil Westminster in der Innenstadt.
Der Fall weckt Erinnerungen an den Papst-Anschlag von 1981. Damals war Johannes Paul II. auf dem Petersplatz von dem türkischen Attentäter Ali Agca durch mehrere Schüsse schwer verletzt worden.
Dennoch glaubt Benedikts Bruder Georg Ratzinger nicht, dass sich ein solcher Angriff wiederholen könne. Die Polizei habe heute viel bessere Möglichkeiten als damals, sagte Ratzinger in Regensburg.
Benedikts Entourage und die Sicherheitskräfte zeigten sich nach dem Schock um Entspannung bemüht: „Wir haben absolutes Vertrauen in die Aktivitäten, mit denen die Sicherheitskräfte den Papst und die Öffentlichkeit schützen“, sagte ein Kirchensprecher. „Der Papst genießt seinen wundervollen Aufenthalt.“
Er wurde von den Anschlagsplänen unterrichtet, sei aber nicht beunruhigt, hieß es. Zum Mittagessen zog er sich in seine Unterkunft in Wimbledon zurück. Die Organisatoren überprüften die Sicherheitsmaßnahmen – und beschlossen dann, an allen geplanten Fahrtrouten und am ursprünglichen Besuchsprogramm festzuhalten.
Dieses führte das Kirchenoberhaupt am Freitag unter anderem zu einem Treffen mit mehreren tausend katholischen Schülern. Benedikt appellierte an sie, sich nicht vom Starkult verführen zu lassen. Die Lehrer rief er auf, den Kindern ein sicheres Umfeld zu schaffen, dem sie vertrauen könnten. Später wollte sich der Papst mit dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, treffen, um ein Zeichen für die Einheit der christlichen Kirchen zu setzen. mue
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