Der neue Trend in Männerhosen: Drunter immer bunter

Männer und ihre Unterhosen: Diesen Sommer sind farbenfrohe Modelle besonders gefragt.Ein Stil-Experte verrät, was die Wahl der Wäsche über ihren Träger aussagt
O kay, Männer, ihr könnt auch die zwickenden blaugrauen im Fünferpack beim Discounter nehmen. Oder die Schlabberschlüpfer in weiß, die seit Jahren in eurem Schrank liegen. Bloß, ob’s dafür diesen Sommer viel Applaus geben wird?
Viel entzückender ist nämlich, was sich die Herren-Unterwäsche-Hersteller als Trend für diesen Sommer haben einfallen lassen: Ab sofort sind die Pants nicht nur modisch eng anliegend, lustig im Retro-Look oder edel gerippt in schwarz und weiß, sondern vor allem: bunt.
Immer mehr Herren reklamieren für sich, dass Stilbewusstsein nicht beim Oberhemd aufhört. „Sie trauen sich dieses Jahr mal richtig was, viele Männer wollen modisch auffallen und sich auch untenrum trendy angezogen fühlen“, sagt Stilberater Dennis Breimann vom Kultlabel Stierblut, „die Unterhose blitzt unterm Shirt schließlich immer auch mal vor“.
Will heißen: Angesagt ist, was knallig ist. Und zwar egal, ob als klassischer Slip, als tief sitzende Hip-Pant oder als flatternder Boxer. Diesel und Bruno Banani schocken mit glänzenden Neonfarben wie giftgrün, knallgelb oder pink, das schwedische Label Björn Borg und die Australier von AussieBum wagen sich noch weiter vor: mit schrägen Tüpfeldesigns, geblümt, geringelt oder gestreift. Sogar Comic-Designs, zumal in trendy gelb, lila oder neongrün, haben schon ihre Fangemeinde.
Mal ganz abgesehen davon, dass laut einer Umfrage nur ein Viertel aller deutschen Männer sich die Hülle für den Schritt selber kauft (der Rest schickt Frau oder Freundin) und das Gros der Herren glaubt angeblich, mit maximal 19 Exemplaren im Schrank auszukommen – dass es auch Verweigerer des schrillen Drunter-Outfits geben wird, darf vermutet werden. Mitunter sind Männer erstaunlich eigen, bishin zu verstockt trendresistent, wenn es um die Umhüllung ihrer Intimzone geht.
Was uns die Wahl der Wäsche so alles sagt über den Mann, sein Selbstbewusstsein, seine Ordnungsliebe, Spendierfreudigkeit oder seine Lust, mit der Liebsten ausschweifend shoppen zu gehen, erklärt uns Deutschlands bekanntester Stil-Experte und Style-Autor Bernhard Roetzel („Der Gentleman“, „Styleguide“, „Mann,
benimm dich!“).
Der Geizhals
Also bittschön, Geld ausgeben, für ein Accessoire, das eh keine(r) sieht! Ne, denkt sich da der Freund des Wäsche-Einkaufs in der Resterampe und greift zur Unterhose im Fünferpack. Möglichst blassblaugrau. Möglichst profillos. Soll die Gattin, wenn sie was Hübscheres sehen will, sein Gemächt gefälligst nackig anschauen. Immerhin lässt der Typ Wäsche-Geizhals seine Schlüpfer nicht am Boden herumliegen, sondern hängt sie brav über den Stuhl. Geschontes Material hält ja länger.
Der Poser
Er ist solariumsgebräunt, augenbrauengezupft und meistens in Begleitung einer Frau, die gut zu seinem Auto passt. Ein Meister der Autoerotik, zu dessen Erscheinungsbild der Tangaslip gehört – gern auch im Wechsel mit dem transparenten Höschen. Dieser Mann hält seinen Po für so wichtig, dass er ihn nicht gern unter einer Unterhose verbirgt, weshalb er auch mehr Zeit damit verbringt, die Backen zu formen als sein Gehirn.
Der Genießer
Vom Heer der Ahnungs- und Kulturlosen trennt ihn das Wissen, dass Feinripp und Spießertum aber schon gar nichts mehr gemein haben. Feinripp ist Kult, edles Feinripp ist in Sachen Tragekomfort nicht zu toppen. Dieser Mann gönnt also nicht nur seiner Intimzone nur das Beste, sondern sehr dezent auch dem ganzen Rest von sich. Das macht ihn übrigens nicht zwingend zum Anzugträger: Wäsche-Genießer verbergen sich oft unter SkinnyJeans, Chucks, Vollbart und Riesenbrillen.
Der Yuppie
Juristerei gehört zu seinen Steckenpferden, wahlweise auch das BWL-Studium an einer Eliteuni. Er trägt Boxershorts, unter denen sich nichts abzeichnet, in der Hoffnung, dass gerade das besonders sexy rüberkommt. Seine Lieblings-Stoffdesigns sind klassische Hemdenmuster mit Streifen und Karos, wie sie wahrscheinlich auch der Verteidigungsminister trägt. Der gilt schließlich als Modepapst, das muss als kreatives Statement reichen.
Der Unsichere
Was die Sportler-Beaus David Beckham und Cristiano Ronaldo in der Werbung tragen, kann nicht ja nicht blöd aussehen. Glaubt dieser Unterhosen-Typ. Und kauft Label-Slips mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er Gürtel unter Jeans-Labels zieht, damit niemand die teure Marke übersieht. „Peinlich“, urteilt Stil-Experte Roetzel, „ein Zeichen von unterentwickeltem Selbstwertgefühl“. Da will einer reicher, schöner wichtiger sein als er ist.
Der Komiker
Frauen wollen mit Männern lachen, nicht über sie. Manche Männer legen es trotzdem drauf an – wie die in der Witz-Unterhose mit Diddlmaus, Donald & Co. Eine konsequente Fortsetzung der Krawatte mit Witzmotiven, die befürchten lässt, dass der Träger sich laut, taktlos und rüpelhaft besser zur Nervensäge eignet als zum brillanten Unterhalter.
Der Trend-Jünger
Die edelschwarzen Hip-Pants vom letzten Jahr? Gehn ja wohl gar nicht, zu den grasgrünen Converse Chucks dieses Sommers, die dieser Mann ganz selbstverständlich und stilsicher trägt – nebst allem, was sonst so angesagt ist. Neongelb am Bund und Supermann im Schritt zum Beispiel. Oder gleich Pop-Art in der Popozone. Die beste Nachricht dazu ist wohl die: Dieser Kerl hier ist so modesüchtig, dass er stundenlang mit Freude shoppen geht. Für seine Frau. Irene Kleber