Der Herr der Zahlen will seinen Titel verteidigen
Berlin - Drei Stunden Zeit und mehrere Seiten mit Rechenaufgaben wie Wurzelziehen oder Bruchrechnen. Als Hilfsmittel gibt es nur das menschliche Gehirn - ein Taschenrechner oder Notizen sind nicht erlaubt.
Gert Mittring (46) aus Bonn geht bei der WM im Kopfrechnen in London (im Rahmen der Mind Sports Olympiad) an diesem Mittwoch als Titelverteidiger ins Rennen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa sagt er, wie ihm das Talent im Supermarkt hilft und warum für ihn keine Aufgabe unlösbar ist.
Herr Mittring, nutzen Sie Ihre Begabung auch im Alltag?
Mittring: "Im Alltag ist das natürlich extrem hilfreich, im Supermarkt, im Restaurant oder auch im Bankenwesen, wo man mit Zinsen was machen kann. Das macht schon richtig viel Spaß. Ein Beispiel ist, wenn ich in den Supermarkt reingehe, dass ich dann eben schon weiß, was habe ich an der Kasse zu zahlen. Das ist ganz praktisch. Das lohnt sich übrigens auch, wenn Sonderangebote eine Rolle spielen und die versehentlich nicht mehr in dem Computer drin sind, da kann man schon einiges sparen."
Kommen Sie auch ein paar Tage ohne Zahlen aus?
Mittring: "Ich liebe Krimis. Ich bin auch in philosophischen Kreisen drin, in Literaturzirkeln, das mache ich auch sehr gerne. Das ist nicht so zahlenintensiv. Dann habe ich tatsächlich auch mal deutlich weniger mit Zahlen zu tun. Das darf auch nie irgendwie ein Zwang werden, das muss immer aus Freude und Spaß herauskommen."
Haben Sie Aufgaben oder Zahlen, die Sie besonders gerne mögen?
Mittring: "Das Wurzelziehen ist spannend. Das sind Aufgaben, die ich relativ gerne mag. Dass man aus einer vielstelligen Zahl eine Wurzel ziehen muss, das macht besonders viel Spaß."
Wann und wie haben Sie gemerkt, dass Sie ein besonderes Talent fürs Rechnen haben?
Mittring: "Von klein auf. Ich habe mit zwei, drei Jahren schon die Kellner und die Kassierer im Supermarkt korrigiert. Ich muss gestehen, dass mir das nicht besonders viel Mühe bereitet hat. Das liegt mir eben sehr gut."
Gibt es eine Aufgabe, die Sie nicht lösen könnten?
Mittring: "Die Frage ist, was man unter "lösen" versteht. Es gibt bestimmte Divisionen oder Produkte, die gehen nicht genau auf, wenn man sie miteinander verrechnet. Dann muss man so und so viele Nachkommastellen angeben. Je mehr Stellen angegeben werden müssen, desto schwieriger wird die Aufgabe. Irgendwann ist sie extrem unhandlich, dann kann man sie kaum mehr aus der Erinnerung lösen. Im Prinzip ist keine Aufgabe unlösbar, aber man muss sich damit abfinden, dass man das Ergebnis nur annäherungsweise angeben kann."