Der ganz normale Premieren-Wahnsinn

Blaue Flecken, Hysterie, Tränen, Kreisch-Konzerte – Ausnahmezustand? I wo, Alltag! Der ganz normale Berlinale-Wahnsinn läuft und läuft und läuft. . .
von  Abendzeitung
Zu der Premiere ihres Films "Filth and Wisdom" im Kino Zoo Palast kam Madonna mit einem unbekannten Begleiter.
Zu der Premiere ihres Films "Filth and Wisdom" im Kino Zoo Palast kam Madonna mit einem unbekannten Begleiter. © dpa

Blaue Flecken, Hysterie, Tränen, Kreisch-Konzerte – Ausnahmezustand? I wo, Alltag! Der ganz normale Berlinale-Wahnsinn läuft und läuft und läuft. . .

Aus Berlin berichtet Kimberly Hoppe.

1. Szene, Zoo Palast, Außen, Nacht: 1500 Fans wollen rein, nur 500 schaffen's – im Kino mit Madonna. Die Queen of Pop stellt "Filth And Wisdom" vor, zeigt sich jung wie ein Teenie im Durchblick-Kleid (ja, auch Frauen jenseits der 30 tragen Stringtanga) – und ähnlich aufgeregt: "Ich habe Schmetterlinge im Bauch, bin nervöser als vor einem Konzert!" Like a virgin fühlt sich Mode-Macher Michael Michalsky: "Ich bin der größte Madonna-Fan der Welt, habe sie noch nie so nah gesehen. Irre!" Nach dem Film ist die Diva abgetaucht. Bei der Party im Bangaluu tanzen zwar Hunderte Madonna-Doppelgänger zu Madonna-Liedern mit Madonna-Cocktails inmitten von Madonna-Postern. Leider fehlt Madonna, aber das merkt niemand. Die Platten-Millionärin hat sich für die Burger-Bar entschieden. Im 20er-Jahre-Plüsch lässt sie die Nacht bei Doppelwhoppern deluxe und Whiskey ausklingen. Madonna mia!

2. Szene, Puro Lounge, Innen, Nacht: Größenwahn trifft Höhenangst. Im 20. Stock plaudern Filmemacher wie Dennis Gansel, Rainer Matsutani, Peter Thorwarth, Anno Saul, Roland Suso Richter und Marco Kreuzpaintner aus dem Regie-Nähkästchen. "Wir lieben Kino – Director's Cut" heißt die Sause von Tele 5. Offenbar lieben die Gäste den Wodka mehr. Über den Wolken muss die (Rede-)Freiheit wohl grenzenlos sein - kein Mensch hört dem Talk zu. Kreuzpaintner platzt fast der Kragen. Auch Richter hat kein Verständnis für die Quassel-Meute: "Das hat mit Respekt zu tun. Feiern könnt ihr später." Kurzer Applaus, doch Aufmerksamkeit bekommen sie trotzdem nicht. Berlin, wa.

3. Szene, Puro Lounge, Innen, Nacht: Star-Gast Heiner Lauterbach ist der Blitzlicht-Fang. Da schauen die anderen neidisch. Keine Bange, er bleibt nicht lange. Der Schauspieler zur AZ: "Nach Berlin zu ziehen, kam mir nie in den Sinn. Ich drehe hier ständig, Freude mich aber immer auf München – auf die Ruhe, die Nähe zu den Bergen und dem Golfplatz."

4. Szene, Berlinale-Verleihung, Innen, Nacht: Karlheinz Böhm heimst für sein Schaffen die "Berlinale Kamera" ein. Schöne Ehre, geht im restlichen Trubel jedoch unter.

5. Szene, Tegel, Außen, Tag: Iris Berben landet mit Mucki-Mann Heiko Kiesow. Sie drehten ihren persönlichen Liebes-Film in der Karibik, mal schauen, ob Teil 2 auf der Berlinale läuft.

6. Szene, Außen, Tag: Hollywood's next Top-Darling Katherine Heigl ("Grey's Anatomy") stellt "27 Dresses" vor. Entwarnung: Ganz so viele Kleider hat sie nicht im Gepäck.

7. Szene, Bayerische Botschaft, Innen, Tag: Die Uhrzeit war KEIN Druckfehler. Um elf Uhr morgens trafen sich alle Bayern zum Feiern. Auf Einladung vom FilmFernsehFonds stärkten sich bei einer Extra-Portion Heimatgefühl SPIO-Präsident Steffen Kuchenreuther, Michael Mendl und Uschi Reich. Wie übersteht man den Berlinale-Wahnsinn? "Das Leben der Anderen"-Produzent Quirin Berg: "Indem man sich danach in die Betty Ford Klinik einweisen lässt." Na dann, Prost!

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