Der erste Piratenprozess seit 400 Jahren: Haft und dann Asyl?
HAMBURG - Piraten-Prozess in Hamburg. Vor Gericht stehen zehn Somalier die im Frühjahr versucht hatten ein Hamburger Containerschiff zu kapern. Den Beschuldigten drohen bis zu zehn Jahre Haft.
400 Jahre nachdem der letzte Pirat zum Tode verurteilt wurde, stehen in Hamburg wieder Seeräuber vor Gericht. Angriff auf den Seeverkehr und erpresserischer Menschenraub lautet die Anklage gegen die zehn Somalier. Gleich zu Beginn des Verfahrens forderten die 20 Verteidiger die Öffentlichkeit auszuschließen. Ein Angeklagter soll erst 13 und damit strafunmündig sein. Die Staatsanwaltschaft bezweifelt das. Das Urteil soll im März fallen.
Es war am 5. April. Als der Kapitän des Hamburger Containerfrachters MS Taipan am Horn von Afrika Seeräuber in Schnellboten entdeckt, gibt es kein Entrinnen mehr. Die Besatzung kann sich in einen Sicherheitsraum flüchten, bevor die schwer bewaffneten Seeräuber an Deck kommen. Schließlich gelingt es niederländischen Marinesoldaten das Schiff zu befreien und die zehn somalischen Piraten festzunehmen.
Nach der deutschen Strafprozessordnung ist das Gericht im Heimathafen des Schiffs verantwortlich für Verbrechen, die außerhalb der deutschen Hoheitsgewässer verübt werden. Eine Verurteilung bei dem Prozess gilt bereits als sicher, da die Piraten auf frischer Tat ertappt wurden. Zudem stellte die niederländische Marine Raketenwerfer und Enterhaken als Beweismittel sicher. Fünf bis zehn Jahre Haft drohen den Piraten und auch danach könnten die Männer in Deutschland bleiben. Seerechtsexperte Peter Irminger sagte im BR, dass es wegen des derzeitigen Abschiebestopps bei Somaliern auch zu einem Asylverfahren kommen könnte.
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