Der Airbus 380: Der Überflieger hebt ab

Der Airbus A380 startete gestern zu seinem ersten Flug von Europa in die USA – es ist ein Flugzeug der Superlative, in dem bis zu 853 Passagiere Platz finden. Im Sommer fliegt er auch Müchen an
PARIS/MÜNCHEN Sein Rumpf ist mit 72 Metern doppelt so lang, wie das Brandenburger Tor breit. Auf seinen Tragflächen ließen sich locker acht 100 Quadratmeter große Wohnungen unterbringen. In seiner Kabine fänden sämtliche Einwohner des Allgäuer Ortes Niederstaufen Platz – nämlich 850. Es ist ein Flugzeug der Superlative: „Superjumbo“ wird der Airbus A380 genannt, der gestern für die Air France von Paris aus zu seinem ersten Transatlantikflug startete.
Gut 500 Passagiere waren an Bord, geladene Gäste und 380 Glückliche, die den Flug im Internet ersteigert haben – und das auch noch zu einem guten Zweck: Der Erlös von rund 300000 Euro geht Projekte für notleidende Kinder.
Der A380 ist nicht nur das größte Verkehrsflugzeug, das je gebaut wurde – sondern bietet auch ungewöhnliche Innenausstattung: Zwei durchgängige Passagierdecks mit einer Länge von 50 Metern, viel Beinfreiheit auch in der Economy Class, in der Ersten Klasse sogar Einzelkabinen mit Betten. Platz ist für 525 Passagiere – wenn die Kabine mit drei Klassen bestückt ist. Ist es nur eine Klasse, können sogar 853 Passagiere Platz nehmen – eine solche Version hat jetzt als erste Fluggesellschaft die Air Austral (auf der Insel Réunion) bestellt.
Die Kosten für das High-Tech-Produkt sind mit rund 210 Millionen Euro immens – dafür bekäme man immerhin 10000 Mittelklassewagen. Trotzdem glaubt die Air France, dass sich die von ihnen erworbenen 12 Superjumbos schnell amortisiert haben: Auf den Routen wie nach New York kann die Zahl der Flüge wegen der riesigen Kapazität von täglich fünf auf vier Flüge reduziert werden – eine Ersparnis von bis zu 15 Millionen Euro im Jahr.
Da nehmen die Fluggesellschaften auch in Kauf, dass sie den Airports beim Umrüsten auf die A380-Anforderungen finanziell unter die Arme greifen müssen. So müssen die Parkflächen für die Flugzeuge erweitert werden – der Riesenflieger braucht für sein Fahrwerk eine Fläche von 80 mal 80 Meter. Die Terminals müssen auf zwei Ebenen erweitert, die Start- und Landebahnen verbreitert werden.
Der Flughafen in München ist da vorbildlich: Er war der erste europäische Airport, der für den Superjumbo zugelassen wurde – im März 2008 fand dann der erste Testflug von der Landeshauptstadt aus statt. Und im Sommer könnten dann regelmäßig Starts und Landungen erfolgen – wenn die Lufthansa ihre 15 bestellten A380 in Betrieb nimmt. Dass die deutsche Fluggesellschaft damit nach den Emiraten, Signapore Airlines und Air France ziemlich spät dran ist, erklärt Lufthansa-Sprecher Klaus Walther der AZ: „Wir wollten wegen der größeren Auslastung nicht im Winter, sondern zur Sommerurlaubs-Saison beginnen.“ Außerdem, so ist zu hören, habe man erst warten wollen, bis die Kinderkrankheiten des Super-Vogels behoben sind. Michael Heinrich