Dating-Symbol Ananas: Schwappt der Trend aus Spanien rüber?

Das süße Früchtchen hat sich in Spanien zum Paarungssymbol für Singles gemausert. Wie das Ganze funktioniert und warum Supermarktbetreiber nicht begeistert sind.
von  Heidi Geyer
Und sie griffen beide zur Ananas und es war Liebe!
Und sie griffen beide zur Ananas und es war Liebe! © imago

Müde vom Onlinedating auf Tinder oder anderen Portalen sind viele - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien. Statt sich ewig durch Profile zu wischen und umständliche Botschaften zu schreiben, geht es dort jetzt auch einfacher, den Mann oder die Frau fürs Leben zu finden.

Im Supermarkt Mercadona mit einer umgedrehten Ananas

Ein Smartphone wird dazu gar nicht benötigt. Es reicht eine Ananas. Wer zwischen 19 und 20 Uhr durch eine Filiale des Discounters Mercadona spaziert und eine Ananas auf dem Kopf stehend im Wagen hat, signalisiert: "Ich bin noch zu haben." Und das am besten noch in der Weinabteilung. Die Kontaktaufnahme ist dann durch ein Aufeinanderstoßen der Einkaufwagen möglich.

Über die Ursprünge ranken sich die Mythen. Angeblich sorgte schon 2017 eine Dating-Show im spanischen Privatfernsehen dafür, dass Obst im Discounter bei der Partnersuche helfen sollte. Denn die Mutter einer Teilnehmerin hatte ihr geraten, dann einkaufen zu gehen, wenn viele Singles nach der Arbeit unterwegs seien.

Sogar die Polizei musste eingreifen

Aber laut spanischen Medien kam der Trend erst während der Pandemie 2020 wieder auf. Schließlich gab es während der Lockdowns keine Clubs oder andere Möglichkeiten, sich im Nachtleben auf Partnersuche zu begeben. Nur den Weg zum Supermarkt, den musste jeder antreten.

2024 soll sich der Trend dann über die Sozialen Medien selbstständig gemacht haben, #mercadating wurde zum Hashtag und somit populär. Laut spanischen Medien musste sogar die Polizei in Madrid und Bilbao eingreifen, weil der Andrang so groß war.

Für das Unternehmen Mercadona ist der Ansturm wohl nicht immer eine Freude, weil die Ananas zwar herumgefahren, jedoch nicht gekauft werden. Aus diesem Grund sollen einige Filialen die Früchte während der Abendstunden wegsperren. Einige Zeitungen berichten auch darüber, dass der Trend zu Lidl und anderen spanischen Supermärkten übergeschwappt sei.

Spielerfrau mit Ananas gesichtet

Jüngst machte sogar die Ehefrau des früheren Fußballspielers bei Real Madrid, Nacho Fernández, Schlagzeilen. Denn auch María Cortés zeigte sich in den Sozialen Medien mit einer umgekehrten Ananas in einem Supermarkt. Wer weiß, ob auch in Deutschland bald Früchte oder Gemüse durch die Discounter gefahren werden. Womöglich deuten in Kürze ein umgekehrter Rettich oder ein Spitzkohl auf Paarungswilligkeit hin.

"Könnt ihr euer Dating nicht woanders hinverlegen?"

Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern, sieht den Trend eher kritisch: "Die Supermärkte sind zum Einkaufen da!" Einkaufswagen seien belegt, die Regale nicht zugänglich und das sei nicht im Sinne des Erfinders.

"Es kann sein, dass dann Kunden zu Recht sagen: Könnt ihr euer Dating nicht woanders hinverlegen", sagt Ohlmann. Eins habe sich aber schon auch in Bayern geändert. Einkaufen werde immer mehr wieder zu einem Treffpunkt.

"Immer mehr Supermärkte haben beispielsweise Cafézonen mit Tischen eingerichtet", sagt Ohlmann. Die soziale Funktion beim Einkauf sei schon längst ein Thema. "Wie früher beim Kaufmann um die Ecke in Schwabing oder in der Maxvorstadt, denn: Wo man einkauft, sitzt man zusammen." Für den Handel sei das auch lohnend, in Form von steigenden Umsätzen.

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