Datenschützer nicken Street View vorerst ab

Google und Deutschlands Datenschützer haben sich auf einen Kompromiss zum umstrittenen Foto-Dienst Street View geeinigt. Der Online-Dienst kann auch hierzulande starten - «zeitnah».
Das weltweit führende Internetunternehmen Google ist seinem Ziel, auch in Deutschland den umstrittenen Webdienst Street View einzuführen, einen großen Schritt näher gekommen. Dies sei das Ergebnis von Gesprächen im sogenannten Düsseldorfer Kreis der Datenschützer vom Donnerstag und Freitag vergangener Woche in Schwerin, bestätigte Google-Sprecher Stefan Keuchel der Netzeitung am Montag auf Anfrage.
Demnach soll Googles Datenschutzbeauftragter Peter Fleischer Zugeständnisse an die Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern gemacht haben, um die webbasierte digitale Straßenansicht Street View auch hierzulande realisieren zu können. Vor einer Veröffentlichung von Fotos in Street View sollen Nutzer aus Deutschland mitbestimmen können. Man arbeite derzeit an «technischen Möglichkeiten des Einspruchs vor der Veröffentlichung von Bildern», sagte Keuchel. Die Datenschützer hätten daraufhin Zustimmung signalisiert. Google sei «erfreut darüber, dass bereits vor dem Treffen über offene Fragen gesprochen werde konnte. Beide Seiten haben sich beweget», führte Keuchel weiter aus. Google lässt Autos mit speziellen Kameras auf dem Dach durch die Städte fahren, um die Straßen zu fotografieren. Die einzelnen Bilder werden mit Informationen über den Standort versehen und anschließend zu einer Gesamtansicht zusammengestellt. Street View ist ein optionaler Teil des Online-Kartendienstes Google Maps. Damit können sich Nutzer Panoramabilder von Straßen und Straßenzügen ansehen. Die Funktion ist bislang in den USA, Großbritannien und Niederlanden vollständig verfügbar, in Frankreich, Japan, Italien, Spanien, Neuseeland und Australien teilweise. In Deutschland hat Google bereits zahlreiche Städte und Dörfer fotografiert, den Dienst allerdings noch nicht gestartet. Dies soll nun «zeitnah» geschehen, wie Keuchel betont. Der genaue Starttermin sei noch unklar.
Immer wieder Proteste
Datenschützer in Deutschland sahen Street View bislang kritisch, da unter Umständen auch «persönliche Lebensumstände» ausgeleuchtet würden. Nachdem Google Bürgern nun einen Widerspruch bereits vor der Aufnahme der Fotos einräume, ist die Kritik vorerst verstummt. «Ich habe den Eindruck, dass Google auf einem guten Weg ist», sagte Helga Naujok von der zuständigen Hamburger Datenschutzbehörde am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Vor einer endgültigen Beurteilung müsse man die technische Ausgestaltung abwarten. «Wir sind noch im Gespräch.» Auch in Großbritannien war nach der Einführung von Street View eine erregte Debatte losgebrochen. Zwar anonymisiert Google die Gesichter zufällig fotografierter Personen ebenso wie Autokennzeichen, doch dabei können Fehler passieren. So waren in London zeitweise Fotos nackter Kinder bei einem Familien-Picknick zu sehen. Nach Einsprüchen wurden sie entfernt. Bei diesem Picknick sei dies in weniger als einer Stunde passiert, sagt Keuchel. Im Durchschnitt dauere es 24 Stunden, bis Google auf eine Beschwerde oder einen Einspruch reagiere. Nutzer können Google in Street View über ein Online-Formular zur Löschung von Bildern auffordern.
Keine Lösung für ganze Orte
In Deutschland ist vor allem die Ortschaft Molfsee in Schleswig-Holstein im Zusammenhang mit Google Street View bekannt geworden. Sie kündigte im Herbst des Jahres 2008 an, Google Fotoaufnahmen auf den Straßen der Kommune untersagen zu lassen. Andere Dörfer und Gemeinden wandten sich mit Anfragen und Beschwerden an die Datenschutzbeauftragten ihrer Bundesländer.
Für solche Orte herrscht auch nach dem Kompromiss zwischen Google und den Datenschützern Unklarheit. «Wir respektieren, wenn Menschen sagen: 'Wir möchten das nicht'», sagt Keuchel. «Es gibt keine Lösungen für ganze Orte. Aber wir sind kompromissbereit und suchen nach Lösungen.» Die Debatte um Google Street View wird also in jedem Fall weitergehen.