Das sind die gefährlichsten Städte der Welt

Caracas - Ein Fünf-Sterne-Hotel in Caracas, Juni 2014: Eine Räuber-Bande stürmt plötzlich in die Lobby, sie feuert 30 mal ab. Ein Geschäftsmann aus Deutschland wird erschossen. Morde wie diese sind in Caracas kein Einzelfall. Wie jetzt ein neuer Bericht der Nichtregierungsorganisation Bürgerrat für öffentliche Sicherheit und Strafrecht zeigt, ist nirgendwo anders auf der Welt die Mordrate so hoch wie in der Hauptstadt Venezuelas (Kriegsgebiete ausgenommen).
Pro 100 000 Einwohner werden in Caracas 120 Menschen pro Jahr ermordet. Zur Einordnung: Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht bei einem Wert über zehn von einer Gewaltepidemie. Die Hauptstadt Venezuelas ist damit mit Abstand die Mord-Hauptstadt.
Experte: „Die Lage in Lateinamerika ist ein Desaster“
Das Land steckt in einer schweren Wirtschaftskrise: Die Inflation liegt bei 250 Prozent, 2015 brach die Wirtschaftsleistung um neun Prozent ein – es fehlt der Bevölkerung immer wieder an Lebensmitteln und täglichen Gebrauchsgegenständen. Und die Gewalt nimmt zu.
Die zehn gefährlichsten Orte: Die gute Nachricht: Keine europäische Stadt gehört dazu. „Die überwältigende Mehrheit der 50 gefährlichsten Städte der Welt liegt in Lateinamerika“, heißt es in dem Bericht. Caracas hat in diesem Jahr den Spitzenreiter der vergangenen vier Jahre abgelöst: San Pedro Sula in Honduras belegt jetzt Platz 2 mit 111 Morden pro 100 000 Einwohnern. 2014 lag die Zahl noch bei 171.
Auf Platz drei liegt die Hauptstadt von El Salvador: San Salvador mit 109 Morden. Laut dem Bericht sind die folgenden Orte die zehn gefährlichsten Städte der Welt – in Klammern die Mordrate je 100 000 Einwohner im Jahr:
1. Caracas, Venezuela (120)
2. S. Pedro Sula, Honduras (111)
3. S. Salvador, El Salvador(109)
4. Acapulco, Mexiko (105)
5. Maturin, Venezuela (86)
6: Distrito Central, Honduras (74)
7. Valencia, Venezuela (72)
8: Palmira, Kolumbien (71)
9. Kapstadt, Südafrika (65)
10. Cali, Kolumbien (64)
„Die Lage in Lateinamerika ist ein Desaster. Es ist die einzige Region der Welt, in der die Zahl der Tötungsdelikte zwischen 2000 und 2012 angestiegen ist“, so der Kriminologe Carlos Vilalta vom mexikanischen Forschungsinstitut Cide. Immer wieder tauchen in der Liste diese Länder auf: Venezuela, Brasilien, Kolumbien.
Nicht nur in Lateinamerika ist es gefährlich: Auch Städte außerhalb Lateinamerikas sind auf der Liste. Insgesamt sind vier Städte der Vereinigten Staaten dabei: Auf Platz 15 liegt St. Louis mit einer Rate von 59 Morden, es folgen Baltimore (Platz 19, 54 Morde), Detroit (Platz 28, 43 Morde) und New Orleans (Platz 32, 41 Morde).
Ebenfalls sind vier südafrikanische Städte gefährlich. Neben Kapstadt auf Platz 9 ist auch das Verbrechensrisiko in Durban (Platz 41, 36 Morde), Nelson Mandela Bay (Platz 42, 36 Morde) sowie in Johannesburg (Platz 47, 30 Morde) hoch.
Städte mit positiver Entwicklung: Manche Orte schaffen dem Bericht zufolge aber auch Erfolge im Kampf gegen das Verbrechen. Dazu gehören Ciudad Juárez in Mexiko und Medellín in Kolumbien. Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA führte die Rangliste von 2008 bis 2010 an. Die einstige Drogenhochburg Medellín galt in den 1990er Jahren als die gefährlichste Stadt der Welt. In der Liste für 2015 tauchen beide Städte nicht mehr unter den 50 gefährlichsten Orten auf.
Was Urlauber in Süd- und Mittelamerika beachten müssen
Wegen der hohen Kriminalitätsrate in Mittel- und Südamerika gibt das Auswärtige Amt Verhaltenstipps. Die Reise- und Sicherheitshinweise sind in allen Ländern Lateinamerikas ratsam:
- Nicht auffallen: Beim Straßenbummel in Ländern wie Kolumbien, Brasilien, Guatemala und Mexiko sollte auf auffällige Kleidung, Uhren und Schmuck verzichtet werden. Abends sollten entlegene Orte und einsame Straßen ganz gemieden werden.
- Wertsachen verstecken: Geld und Wertsachen wie Kameras und Handys sollten verdeckt getragen werden.
- Keinen Widerstand leisten: Bei einem Überfall niemals Widerstand leisten! Viele Täter stehen unter Drogeneinfluss und sind bereit, auch aus nichtigem Anlass ihre Waffe zu benutzen, warnt das Auswärtige Amt. Ratsam ist es, wenn Reisende stets einen kleinen Geldbetrag dabei haben, den sie einem Räuber im Notfall sofort widerstandslos herausgeben können.
- Original-Papiere hüten: Wichtige Dokumente wie der Reisepass sollten im Original im Hotel deponiert werden.
- Geld abheben: Besondere Vorsicht gilt beim Abheben von Geld an Bankautomaten. Diese befinden sich möglichst in gesicherten Gebäuden.
- Achtung bei Taxi-Fahrten: Es sollten in jedem Fall nur registrierte Taxis genutzt werden. Oft sind „falsche“ Taxifahrer in Überfälle involviert.
- Vor Reise informieren: Touristen sollten sich vor der Reise ausreichend über die Sicherheitslage vor Ort informieren.
Die Mordrate in Deutschland: Hierzulande liegt die Rate laut „Spiegel“ bei 0,8 Tötungsdelikten pro 100 000 Einwohnern.