Das Mogeletikett

„Ohne Geschmacksverstärker“ und „ohne Konservierungsstoffe“ – das liest man gerne auf den Etiketten der Lebensmittel. Doch viele so genannte „Clean Labels“ (sauberes Etikett) entpuppen sich als Schummelsiegel.
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Wer beim Einkauf die Labels von Lebensmitteln durchliest, ist danach oftmals genauso schlau wie zuvor.
imago Wer beim Einkauf die Labels von Lebensmitteln durchliest, ist danach oftmals genauso schlau wie zuvor.

Hamburg - „Ohne Geschmacksverstärker“ und „ohne Konservierungsstoffe“ – das liest man gerne auf den Etiketten der Lebensmittel. Doch viele so genannte „Clean Labels“ (sauberes Etikett) entpuppen sich als Schummelsiegel.

Lebensmittel mit „Clean Labeln“ werden von den Verbrauchern in der Annahme gekauft, dass auf bestimmte ausgelobte Zusatzstoffe verzichtet wird. Hinweise wie beispielsweise „natürlich“ verstärken die Verbrauchererwartung im Hinblick auf zusatzstoffarme Lebensmittel.

Jetzt haben die Verbraucherzentralen der Bundesländer überprüft, inwieweit die Erwartungen erfüllt werden. 151 Lebensmittel aus zwölf Lebensmittelgruppen wurden untersucht. Doch schon allein die vielen Labels überfordern den Verbraucher, 59 unterschiedliche „ohne xy“-Versprechen wurden gefunden. „Ohne chemisches Fachwissen blickt da niemand mehr durch“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Ergebnis der Verbraucherschützer: Die Labels auf Lebensmitteln sind nur ein überflüssiges Marketinginstrument der Hersteller. Bei 92 Prozent der Produkte mit dem Label „ohne Geschmacksverstärker“ wird den Geschmack verstärkender Hefeextrakt eingesetzt. Bei 62 Prozent der mit „ohne Farbstoffe“ oder „ohne künstliche Farbstoffe“ beworbenen Lebensmittel wird mit anderen Zutaten gefärbt. Wird auf dem Etikett „ohne küsntliche Aromen“ geworben, kommen bei 71 Prozent der Produkte andere Aromen zum Einsatz, die laut Gesetz als nicht künstlich gelten, aber trotzdem im Labor hergestellt werden.

In Verbindung mit „sauberen Etiketten“ findet man auch Slogans wie „Natur pur“, etwa bei 80 Prozent der Tütensuppen. Dadurch wird Ursprünglichkeit vorgegaukelt. In den langen Zutatenlisten sind jedoch hoch verarbeitete Stoffe, etwa Antioxidantien oder Aromen, enthalten.

Als weiteren Kritikpunkt mahnen die Verbraucherschützer die Tendenz der Hersteller an, mit Selbstverständlichkeiten zu werben. So würde der Verzicht auf bestimmte Stoffe gepriesen, obwohl die betreffenden Substanzen gar nicht verwendet werden dürfen. „Ein Hinweis ,ohne Benzin’, obwohl Benzin gar nicht in Lebensmitteln zugesetzt werden darf, wäre auch unsinnig“, so Silke Schwartau. Bei einer Fertigpizza von der Firma Wagner wird mit „Ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe“ geworben. Laut Verbraucherzentrale dürfte das Produkt diese aber ohnehin nicht enthalten.

sch

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