Das Meer – Idylle und Gefahr
FRANKFURT/MAIN - Jacques Cousteau: Als Erster erkannte er die Bedrohung der Unterwasserwelt. 1997 starb er im Alter von 87. Nun erscheint sein umweltpolitisches Vermächtnis: „Der Mensch, die Orchidee und der Oktopus“.
Sekundenschnell zieht das Unwetter in der Antarktis auf. Eisblöcke schlagen ein Loch in den Rumpf der „Calypso“, eine Schiffsschraube fällt aus. Dichter Schnee wirbelt, macht den Tag zur Nacht. Der französische Meeresforscher Jacques Cousteau und sein Team manövrieren das Forschungsschiff blind – drei Tage lang. Nur ein Abenteuer des leidenschaftlichen Forschers.
1997 starb er im Alter von 87. Nun, zehn Jahre später, erscheint sein umweltpolitisches Vermächtnis: „Der Mensch, die Orchidee und der Oktopus“. Cousteau berichtet darin, dass er schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts Umweltprobleme beobachtete, über die heute diskutiert wird: Überfischung, Überbeanspruchung und Verunreinigung der Meere.
Er kämpfte gegen die Versenkung von Atommüll im Mittelmeer und erreichte, dass die Antarktis zu einer Schutzzone erklärt wurde. Bereits 1960 bemerkte er eine deutliche Verringerung der Zahl der Meeres-Lebewesen. Laut einer Studie von 2006 sind „wir derzeit für das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Saurier verantwortlich“.
Er hatte Recht
Mitte der 80er warnte Cousteau vor Überfischung – er hatte Recht: Heute sind 20 Prozent der weltweiten Fischbestände zusammengebrochen. „Cousteau gilt als einer der Ersten, der ökologische Verantwortung als globale Herausforderung begriff“, so der Journalist Bill McKibben. Cousteau legte sich mit Fischereimagnaten und Militärflotten an, um die Schönheit der Meere zu schützen und um ihre Zerstörung anzuprangern.
„Ohne die Meere ist ein Überleben unmöglich“, so der Forscher, „wer sie verschmutzt, verschmutzt den Blutkreislauf der Erde.“ Cousteau drehte über 100 Dokumentarfilme. Die Episoden seiner in den 70ern gesendeten TV-Serie „Geheimnisse des Meeres“ sahen 250 Millionen Zuschauer. „Er verwandelte den Fernseher in ein Bullauge, durch das die Menschheit begierig hindurchschaute“, sagt Susan Schiefelbein.
Die Journalistin ging einst mit Cousteau auf Expeditionen, in seinen letzten Lebensjahren schrieben sie gemeinsam sein Vermächtnis auf. Anfang der 70er Jahre hielt er eine Rede vor Umweltaktivisten. Die Zeitungen titelten tags darauf: „Wir haben keine Zeit zu verlieren!“ Seitdem sind über 30 Jahre vergangen. Was Cousteau einst sagte, ist aktueller denn je: „Die Frage ist nicht, warum wir die Biosphäre schützen müssen. Die Frage ist: Wann? Die Antwort ist: Jetzt.“
A.Schulz
Jacques Cousteau, Susan Schiefelbein: »Der Mensch, die Orchidee und der Oktopus«, Campus, 24,90 Euro
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