Das Mädchen mit den kalten Augen – eine Mörderin?

Seit einem Jahr steht in Italien die hübsche US-Amerikanerin Amanda Knox vor Gericht. Sie soll ihre Kommilitonin bei einem brutalen Sex-Spiel ermordet haben.
von  Abendzeitung
Die des Mordes angeklagte Amanda Knox wird in Perugia in den Gerichtssaal geführt. Dass sie häufig lächelt und scheinbar ungerührt in die Kameras schaut, irritiert viele.
Die des Mordes angeklagte Amanda Knox wird in Perugia in den Gerichtssaal geführt. Dass sie häufig lächelt und scheinbar ungerührt in die Kameras schaut, irritiert viele. © AP

Seit einem Jahr steht in Italien die hübsche US-Amerikanerin Amanda Knox vor Gericht. Sie soll ihre Kommilitonin bei einem brutalen Sex-Spiel ermordet haben.

PERUGIA Sie ist ein bildhübsches Mädchen, mit den langen braunen Haaren, den Sommersprossen. Sie lächelt geheimnisvoll wie Mona Lisa. Und sie ist vielleicht eine Mörderin. Der Fall der Amanda Knox bewegt seit Wochen die Menschen in Italien, Großbritannien und den USA.

Von den italienischen Zeitungen wurde sie "der Engel mit den Eisaugen" getauft. Wenn sie den Gerichtssaal betritt, blickt sie oft direkt in die Kameras, ein ironischer Zug umspielt ihre Lippen.

Gestern stand die 21-jährige US-Amerikanerin zum ersten Mal selbst im Zeugenstand. Sie und ihr damaliger Freund, der Italiener Raffaele Sollecito, sollen im November 2007 die Britin Meredith Kercher brutal umgebracht haben. Im Drogenrausch, weil Meredith bei ihren Sex-Spielen nicht mitmachen wollte.

Amanda Knox kommt als Austauschstudentin in das italienische Städtchen Perugia – genauso wie Meredith Kercher. Sie teilen sich ein Häuschen. Sie studieren an der Università per Stranieri, wollen Italienisch lernen. Aber Perugia ist auch eine Partystadt. Hier wird gekifft, getrunken, getanzt und gefeiert. Meredith und Amanda kosten das aus, wie zahlreiche Postings auf ihren Myspace- und Facebook-Seiten zeigen. Amanda lernt den Arztsohn Raffaele kennen, beide werden ein Paar. Auch Rudy Guede, Einwanderer aus der Elfenbeinküste, gehört zu der Clique.

Amanda und Raffaele geben sich ein Alibi

Bis zum 2. November 2007. In den frühen Morgenstunden wird Meredith Kercher in ihrem Zimmer gefunden. Ihre Kehle ist durchgeschnitten.

Amanda Knox und Raffaele Sollecito geben sich ein Alibi: Sie hätten bei Raffaele zuhause "Die fabelhafte Welt der Amélie" geschaut. An der Leiche findet die Polizei schließlich die DNA von Rudy Guede, er hatte Sex mit Meredith. In einem separaten Verfahren wird er zu 30 Jahren Haft verurteilt. Doch die Polizei ist sicher: Rudy hat die Tat nicht alleine begangen.

Am Griff des Messers klebt Amandas DNA

In den Tagen danach verstricken sich Amanda und Raffaele in Widersprüche. Amanda behauptet plötzlich, sie sei doch zuhause gewesen, habe Meredith schreien hören. Wenige Tage nach dem Mord beobachten Polizisten sie und ihren Freund Raffaele, wie sie in Perugia Dessous kaufen. Zuletzt finden die Ermittler bei Raffaele Sollecito ein Messer. An Griff und Klinge klebt die DNA von Amanda. Im Zimmer von Meredith machen die Ermittler einen blutigen Fußabdruck wieder sichtbar – er gehört Amanda Knox.

Ist sie wirklich das brave All-American-Girl? Bei Myspace nennt sie sich "Foxy Knoxy" – zu Deutsch "scharfe Knoxy". Einer Freundin mailt sie, sie habe auf einer Zugfahrt nach Perugia Sex mit einem Unbekannten gehabt. In ihr Blog hat sie auch selbstgeschriebene Kurzgeschichten eingestellt. Eine namens "Baby Brother" handelt von einem jungen Mann, der von der Vergewaltigung einer Frau erzählt. Außerdem soll sich Meredith beschwert haben: Amanda habe ständig Männer mitgebracht, lasse ihr Sexspielzeug offen im Bad herumliegen. Eine Gutachterin hält Amanda Knox für jemanden, der "ständig extreme sexuelle Erfahrungen sucht". Amanda Knox bekräftigte gestern vor Gericht: "Ich bin unschuldig."

Das glauben auch ihre Landsleute: In den USA gibt es "Free Amanda"-T-Shirts zu kaufen, ihr Fall soll ins Kino, und mehrere Bücher sind auch schon in Planung. Außerdem bekommt sie körbeweise Heiratsanträge ins Gefängnis. Es ist offenbar ihre dunkle Seite, die viele Menschen fasziniert.

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