Das Jahrhundertbeben in Chile: „Wie von einem Riesen durchgerüttelt“

Das schwere Erdbeben in Chile kostete mehr als 700 Menschen das Leben. Doch die Gefahr ist noch nicht vorbei: Tsunami sind am Sonntag auf die Küsten Japans getroffen.
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Keine Chance gegen die Naturgewalt: Zerstörte Straßen und Autos in Santiago de Chile
dpa Keine Chance gegen die Naturgewalt: Zerstörte Straßen und Autos in Santiago de Chile

TOKIO - Das schwere Erdbeben in Chile kostete mehr als 700 Menschen das Leben. Doch die Gefahr ist noch nicht vorbei: Tsunami sind am Sonntag auf die Küsten Japans getroffen.

Fernando Abarzua kann es kaum fassen, dass er in einem 15-stöckigen Haus unverletzt überlebt hat: „Ich war im achten Stock, und plötzlich fand ich mich auf Straßenebene wieder“, sagt er. Er wohnte in der Großstadt Conecepcion, die vom schweren Erdbeben in Chile am meisten betroffen ist. Mit einer Stärke von 8,8 auf der Richterskala gehörte das Beben, das in der Nacht zum Samstag Chile erschütterte, zu einem der stärksten, die je gemessen wurden und ist um einige Hundert Mal stärker als das von Haiti (siehe Kasten). „Es war, als würde ich von einem Riesen an den Schultern gepackt und kräftigt durchgeschüttelt“, sagt ein Überlebender.

Die vorläufige Bilanz: 700 Tote. Doch die Zahl der Opfer wird wohl noch steigen. Viele sind vermutlich noch unter tonnenschweren Trümmern begraben. Nach Angaben von Präsidentin Michelle Bachelet sind insgesamt 1,5 Millionen Chilenen von der Katastrophe betroffen.

Das Beben jagte einen Tsunami um den halben Erdball - auf Hawaii und Japan verlief die Flutwelle glimpflich. Der Tsunami-Alarm für die Pazifik-Anrainerstaaten wurde am Sonntag wieder aufgehoben.

Zahlreiche Helfer sind bereits auf dem Weg nach Chile, darunter auch Bayern, die für die Hilfsorganisation Humedica arbeiten.

Das Erdbeben war so stark, dass selbst im 3000 Kilometer entfernten Sao Paulo in Brasilien noch Erschütterungen zu spüren waren. Wissenschaftlern zufolge fällt es in die Kategorie der sogenannten Mega-Beben. Dabei stoßen tektonische Platten nicht nur aufeinander, sondern eine Platte wird unter die andere geschoben. Bei dem Beben am Samstag kam es dabei zu Brüchen in der Erdkruste über eine Länge von mehr als 500 Kilometern.

Das Beben im Januar auf Haiti hatte zwar „nur“ eine Stärke von 7,1 – dennoch starben viel mehr Menschen. Ein Grund dafür ist, dass das wohlhabendsten Land Lateinamerikas auf Erbeben, die dort häufig sind, gut vorbereitet ist: Weite Teile sind erdbebensicher gebaut. Das Epizentrum lag in Chile außerdem gut 30 Kilometer unter der Erdoberfläche, in Haiti dagegen nur 13. Experten rechen allerdings mit schweren Nachbeben. Jochen Zschau vom Deutschen Geoforschungs-Zentrum in Potsdam warnt: In den kommenden Tagen, Monaten und sogar Jahren könne es zu Nachbeben kommen, „die noch stärker sein könnten, als das Beben von Haiti.“ ta

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