Das Geschäft mit der Grippe
Aus Angst vor der Grippe kaufen sich die Leute Dinge wie Pillen, Schnelltests, Luftbefeuchter. Aber hilft das wirklich gegen das H1N1-Virus? Virologen bezweifeln das und die AZ klärt auf.
Ein Waschgel ist der Verkaufsschlager in Frankreichs Supermärkten: Aus Angst vor der Schweinegrippe explodiert die Nachfrage nach dem antibakteriellen Mittel. Bis zu zehn Millionen Portionen könnten in diesem Jahr verkauft werden. Fünfmal mehr als 2008. Auch in Deutschland wittern die Händler das große Geld mit der Grippe – und bieten im Internet Produkte rund um die Schweinegrippe an. Doch was taugen die?
Infektblocker-Tabletten: 132 Lutsch-Pillen gibt’s im Sparpack für 18,99 Euro. Inhalt: Cystus (ein Heilkraut), Mais, Banane, Rote Rüben und Hagebutte. Die Tabletten sollen einer Infektion vorbeugen und bei grippalen Infekten helfen. „Es gibt sicher bestimmte medizinische Lutschtabletten, die den pH-Wert im Mund sehr stark verändern. Das kann für den Erreger ein Hindernis sein“, sagt Virologin Gundula Jäger vom Max von Pettenkofer-Institut in München. „Gegen die Schweinegrippe ist sowas eher nichts.“
Schweinegrippe-Schnelltests: Einmal Nasenabstrich, dann zehn Minuten warten – und schon weiß der Anwender, ob er sich infiziert hat. Das versprechen Schweinegrippe-Tests, die es zu 123 Euro à zehn Stück gibt. Funktioniert das? „Meines Wissens gibt es keinen Schnelltest, der nur die Schweinegrippe nachweisen kann“, sagt Jäger. Also unbrauchbar.
Luftreiniger: Sie kosten zwischen zehn Euro Miete am Tag oder bis zu mehreren tausend Euro für ein Gerät und sollen die Raumluft von Bakterien und Viren reinigen. „Da muss man sich mit dem einzelnen Gerät auseinandersetzen“, sagt Jäger. „Es ist aber fraglich, ob Sinn macht, sich jetzt irgendeinen Luftreiniger zu kaufen.“
Mundschutz: Der Klassiker. „Wenn der Infizierte ihn trägt, wird die Zahl der Tröpfchen reduziert“, sagt Jäger. So könnte das Ansteckungsrisiko für die Mitmenschen verringert werden. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Beweise, dass die Maske ihren Träger vor einer Infektion mit dem H1N1-Virus schützen könnte.
Christoph Landsgesell
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