Das Geheimnis des Goldesels

Warum die Platin-Prinzessin Schweine lieber als Smalltalk mag. Ein Interview mit Andrea Berg.
von  Abendzeitung
Andrea Berg.
Andrea Berg. © sonybmg

Warum die Platin-Prinzessin Schweine lieber als Smalltalk mag. Ein Interview mit Andrea Berg.

Sie ist das Phantom der Plattenindustrie: Andrea Berg (42, „Die Gefühle haben Schweigepflicht“, „Vielleicht ein Traum zuviel“) ist Deutschlands erfolgreichste Schlager- Sängerin, verkaufte über fünf Millionen Alben, tritt in ausverkauften Hallen auf – und trotzdem kennt sie niemand. Die Platin- Prinzessin ist voller Gegensätze: gewinnt vier Echo- Preise, geht auf keine Party. Singt Sehnsuchts- Schlager, trägt aber Strapse. Sie gibt keine Interviews, macht den Mund nur auf der Bühne auf. Bis jetzt! Für die AZ machte Andrea Berg eine Ausnahme. Ihr Best-of-Album ist seit über sechs Jahren in den Charts, das haben weder die Beatles noch Pink Floyd geschafft. Im Seehotel Überfahrt in Rottach- Egern feierte die Mutter einer Tochter jetzt die elf-fache Goldauszeichnung – und ja, sie sprach tatsächlich über sich und ihr Leben. . .

AZ: Frau Berg, was machen Sie besser als die Beatles?
ANDREA BERG:Um Gottes Willen, gar nichts!

Offenbar doch. . .
Die Beatles haben eine ganze Ära geprägt, waren international erfolgreich – gegen die bin ich nur eine kleine Mickey Mouse.

Die es sehr viel länger in den Charts hält.
Das ist Zufall.

Sie können sich den Erfolg wirklich nicht erklären?
Wenn es ein Rezept gäbe, könnte das jeder sofort leicht nachkochen. Bei mir kommen sicher viele Faktoren zusammen.

Welche?
Ich mache seit über 16 Jahren Musik, mein Produzent schreibt mir die Lieder auf den Leib. Meine Musik ist die rosa Pille in allen Lebenslagen. Dazu habe ich meine Schäfchen seit Jahren gesammelt – durch etliche Live-Auftritte. Ich habe ihnen mein Best-Of-Album immer wieder schmackhaft gemacht. Ich habe die Fans immer wieder aufs Neue animiert.

Wie haben Sie diesen Wahnsinns- Erfolg gefeiert?
Für mich ist das höchste Luxus-Gut Zeit. Zeit zu haben – meine Tochter, meinen Mann und die Familie um mich zu versammeln, ist das Schönste. Ein nettes Essen, reden, lachen. Das genieße ich.

Sie verdienen Millionen, geben die aber nicht aus?
Ich arbeite nicht dafür, um mir teure Schuhe zu kaufen, die obendrein nach fünf Minuten weh tun. Ich arbeite dafür, dass es meiner Familie gut geht.

Sie haben als einzige Frau der Welt keine Schuh-Sucht?
Doch, ich gebe es zu: Ich liebe Schuhe und Handtaschen, kaufe aber eben nicht die ganz teuren Modelle. Eher die Mittelklasse. Aber meine Lieblinge sind die grünen Gummistiefel.

Mit denen sieht man Sie nur selten auf der Bühne. . .
. . . die trage ich daheim auf unserem Bauernhof in Kleinaspach. Das war ein Traum von mir, den ich mir erfüllt habe. Wenn ich im Schlamm stehe, bin ich glücklich.Mittlerweile haben wir 27 Tiere – vom Mini-Schwein bis zur Ziege.

Schweine statt Smalltalk – warum gehen Sie nie auf Partys?
Das ist nicht meine Mentalität, ich brauche den Abstand zu dieser Welt. Im Vordergrund zu stehen – das ertrage ich nur auf der Bühne. Privat bevorzuge ich die Zurückhaltung. Auch als Ausgleich zum Beruf. Selbstdarstellung ist nichts für mich, da fühle ich mich nicht wohl.

Ihre härteste Droge?
Jackie-Cola.

Gab es nie Verführungen?
Ich bin in einer Zeit groß geworden, wo die erste Zigarette hinter dem Sportplatz mit Schulkameraden geraucht wurde. Sie hat mir nicht geschmeckt. Seitdem wurde ich mit Drogen nicht mehr konfrontiert. Gott sei Dank. Ich finde diese ganze Flatrate- Party-Ära wirklich schlimm und beängstigend.

Ihre Tochter Lena-Maria ist neun – wie schützen Sie sie?
Das frage ich mich auch oft. Deshalb bin ich aufs Land gezogen. Ich habe die Hoffnung, dass die Welt hier noch ein bisschen heiler ist. Ich will, dass meine Tochter behütet aufwächst und nicht auf sich alleine gestellt ist.

Die heile Welt vermittelt auch der Schlager – wie sehr stört Sie dieser Begriff?
Ach, überhaupt nicht. Der Schlager soll ein schlechtes Image haben? Finde ich nicht. Ich habe schon als Teenie Schlager rauf und runter gecovert, hatte immer Spaß dabei. Heute weiß sowieso niemand mehr, was ist Schlager, wo hört die Volksmusik auf und fängt der Pop an. Ich bin irgendwo dazwischen.

Wie wollen Sie das „irgendwo dazwischen“ toppen?
Das wird nicht klappen. Das ist ja das Besondere – ich muss mich nicht mehr unter Druck setzen. Keine Hürden nehmen zu müssen, gibt mir eine Gelassenheit. Ich genieße diesen Augenaufschlag, halte inne und denke mir, so ist das Leben nicht immer – und vielleicht gibt es Jackie-Cola

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