Das Fest der Liebe – und der Lust

Weihnachtsdessous, Rentierstrings, Penisringe in Schneeflockenform und Massageöle mit Marzipanaroma: Wie die Erotikbranche mit bizarren Ideen die Kassen klingeln lässt
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Feucht-fröhliche Auftritte bei der Betriebs-Weihnachtsfeier sollten Sie vermeiden.
dpa Feucht-fröhliche Auftritte bei der Betriebs-Weihnachtsfeier sollten Sie vermeiden.

Weihnachtsdessous, Rentierstrings, Penisringe in Schneeflockenform und Massageöle mit Marzipanaroma: Wie die Erotikbranche mit bizarren Ideen die Kassen klingeln lässt

Ihr Kinderlein kommet? Damit dieser fromme Wunsch endlich Wirklichkeit wird und der demografische Wandel positiv beeinflusst, hat sich die Erotikbranche auch in diesem Jahr viel Kreatives und Bizarres einfallen lassen, um die Paare während der Weihnachtszeit zum Jauchzen und Frohlocken zu bringen.

Und das höchst erfolgreich: Kopulier-Konzerne wie Beate Uhse und Orion erzielen Rekordumsätze mit ihren erfinderischen „Weihnachtsspecials“. Harte Zahlen möchten die Hersteller zwar nicht in der Zeitung lesen. Jedoch werden, so verrät uns eine Sprecherin, bis zu 40 Prozent der Jahresumsätze alleine im November und Dezember gemacht. „Dann kommen auch Kunden ins Geschäft, die sich sonst nicht trauen. Man kann ja immer sagen, es sei ein Geschenk und nicht für einen selber“, bestätigt eine Verkäuferin in einem Store in der Innenstadt. Schon im Schaufenster dreht sich eine Plastikpuppe, die statt der sonst üblichen Strings und Slips nur ein paar rote Fetzen am Leib trägt – und eine Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf.

Das „Rentier-Set“ für Romantiker

Vor allem im Internet gehen die „X-Mas-Artikel“ weg wie warme Lebkuchen: Wer auf die Seite des Marktführers Beate Uhse surft, wird sogleich von einer gewissen „Kim“ begrüßt, einer schmollmundigen Blondine, die als „Santa’s Assistentin“ fungiert. „Als selbstbewusste Frau erobert sie die Domäne des Nikolaus“, dichtet der Hersteller ein wenig pseudo-emanzipatorisch über den roten Strapsrock mit weißen Puscheln.

Auch Konkurrent Orion inszeniert das Fest der Liebe marktgerecht als Fest der Lust: „Da wird’s dem Weihnachtsmann heiß!“, heißt es zum „frechen Dreiteiler aus rotem Samt mit weißen Verzierungen“ für 45 Euro – „Halsband inklusive“. Für „wahre Romantiker“ gibt’s das „Rentier-Set“, in dem ein „Haarreif mit braunen Filz-Hörnern“ enthalten ist.

Für die musikalische Untermalung des Heiligen Abends soll der „Sing & Tanz-Willie“ sorgen: „Dieser süß grinsende Plüschpenis mit Mützchen steht sicher auf seinen stattlichen Plüschhoden und fängt bei lauten Geräuschen an ,Jingle Bells’ zu singen und wild mit den Hüften zu kreisen.“

Penis-Backform aus Karbonstahl

Und weil Männer bekanntlich gerne Küchenutensilien verschenken, hat Orion sogar eine „Penis-Backform“ aus anthrazitfarbenem Karbonstahl im Sortiment. Die ist allerdings nicht für Käufer mit Selbstzweifeln geeignet, hat doch offenbar ein gut bestückter Pornostar Pate gestanden. 27 Zentimeter lang und 13 Zentimeter breit ist das Gerät, das „auch als Pudding- oder Eisform“ zu verwenden sei.

Selbst Körperöle gibt’s in saisonal abgestimmten Noten wie Apfel-Zimt, Schokolade, Marzipan, Krokant und Punsch – Geschmackssache, wie wohl das gesamte Angebot, das von Penisringen in Schneeflockenform bis zu String-Tangas mit provokanter Zipfelmütze reicht. Fest scheint zu stehen, dass die erotische Zelebration der Körperlichkeit inzwischen zur Adventszeit gehört wie Schneemänner und Glühwein.

Wer jetzt allerdings neun Monate nach dem diesjährigen Fest einen Baby-Boom und die Rettung des Rentensystems erwartet, muss enttäuscht werden: „Topseller“ sind heuer vor allem auch die Präservative – zum Beispiel in Form eines Zimtsterns.

Timo Lokoschat

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