Das beunruhigt die Kardinäle
Kurz vor der Eröffnung des Konklave droht ein anonymer Informant mit neuen Enthüllungen. Die Kardinäle könnten nichts ahnend einen der Intriganten zum Papst wählen.
Rom - Das Vorspiel ist vorbei. Morgen wird es ernst: Das Konklave zur Papstwahl beginnt, und pünktlich zur Kür kommt Vatileaks zurück: Die Diebstahl- und Intrigen-Affäre, die mutmaßlich zum Rücktritt von Benedikt XVI. beigetragen hat.
Ein anonymer Informant erzählt
„Wir sind etwa 20 Kardinäle, Angestellte, Priester und Laien aus dem Umfeld von Benedikt“, zitiert die römische „Repubblica“ einen anonymen Informanten. Die Hintermänner von Papstdiener Paolo Gabriele, der Dokumente vom Schreibtisch des Papstes stahl, der dafür verurteilt und im Dezember begnadigt wurde, sind weiter unbekannt. Der Informant droht mit „neuen Enthüllungen“ und spricht von mehreren Vatikan-Dokumenten, die noch veröffentlicht werden könnten, wenn sich die Kirche nicht für mehr Transparenz entscheide.
Wird ein Itrigant neuer Papst?
Die Neuigkeiten sorgen für Unruhe unter den 115 Kardinälen, die ins Konklave gehen, abgeschnitten von allen weiteren Informationen. Mehr als 100 meldeten sich bei den Vorberatungen zu Wort. Inhalte dürfen nicht veröffentlicht werden, aber es liegt auf der Hand: Viele Kardinäle wollen wissen, wer welche Rolle spielt bei den Intrigen, die seit Jahren die Kurie erschüttern. Von Geldwäsche ist die Rede, von Schwulenzirkeln, von Saunen in Rom, in denen sich hohe Kleriker zum Sex treffen.
Nur der neue Papst kennt die Akten
300 Seiten stark ist der Vatileaks-Abschlussbericht, den drei Kardinäle erarbeitet und den sie Mitte Dezember Papst Benedikt übergeben haben. Nach der Lektüre, so eine Version, habe sich Benedikt zum Rücktritt entschlossen. Den Bericht kennen offiziell nur der Papst und die Autoren, Kardinäle zwischen 80 und 89 Jahren, die den nächsten Papst nicht wählen können. Benedikt wollte den Bericht nur seinem Nachfolger übergeben. Die Papstwähler kennen also die Drahtzieher der Intrigen nicht. Sie könnten nichts ahnend einen der Verantwortlichen zum Papst wählen.
Es geht um Macht
Hinter den Enthüllungen steckt ein Machtkampf zwischen Konservativen und Reformern. Wer in Schwulenclubs verkehrt, ist erpressbar. Viele Vorwürfe richten sich in der Affäre auf Tarcisio Bertone (78). Er war Benedikts Generalstaatssekretär und ist als „Camerlengo“ derzeit die Nr.1. Ihm seien als Ratzingers Regierungschef die Zügel entglitten, sagen Kritiker. Erstaunlicherweise ist der erzkonservative Bertone bei Irlands Buchmachern die Nummer drei der Papst-Favoriten.