Das ABC der Kräutertees: Arzneitees für alle Fälle

Her mit dem Tee: Das Heißgetränk ist ein beliebter Seelentröster. Doch Arzneitees können auch auf natürliche Weise helfen, Beschwerden wie Schlafstörungen, Husten und Magen-Darm-Beschwerden zu lindern.
"Damit der jeweilige Tee seine Wirkung entfalten kann, kommt es auf die richtige Dosierung an", sagt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Die Angaben findet man auf der Packungsbeilage. Wichtig ist, die Blätter, Blüten oder Wurzeln mit kochendem Wasser aufzugießen und den Tee dann nach Anleitung ziehen zu lassen. Das kann bis zu 15 Minuten dauern.
Ein Tee für jede Gelegenheit
Jedoch: "Ein Wundermittel sind auch Tees nicht", sagt Sellerberg. Sie können einen Genesungsprozess, etwa bei einer Erkältung, unterstützen. Mehr nicht. Oft ist die Tasse Tee aber ein Moment der Selbstfürsorge, "man tut sich etwas Gutes", sagt die Apothekerin. Auch gelte bei allen Tees: Bei Beschwerden, die länger als eine Woche andauern, sollte Rücksprache mit einem Arzt erfolgen, so Apothekerin Helen Brugger von der See-Apotheke in Herrsching am Ammersee zur AZ.
Welcher Tee bei welchen Beschwerden guttut? Hier folgt ein kleines, nicht ganz vollständiges ABC:
A wie Anis
Die ätherischen Öle der Anisfrüchte helfen vor allem bei Husten und Heiserkeit. Denn Anistee hat eine schleimlösende und antibakterielle Wirkung. Bei Verdauungsbeschwerden sorgt Anistee dafür, dass sich Krämpfe lösen. Ein Tipp von Sellerberg: "Am besten die Anisfrüchte vor dem Teeaufguss leicht anquetschen, dann löst sich mehr ätherisches Öl im heißen Wasser."
Nebenwirkungen: Einige Menschen zeigen bei Anis allergische Reaktionen.

B wie Brennnessel
"Die Brennnessel ist fester Bestandteil in vielen Nieren- und Blasentees, da sie hervorragend gegen Harnwegsinfekte wirkt", sagt Heilpraktiker René Gräber aus Preetz (Schleswig-Holstein). Aber auch bei rheumatischen Beschwerden oder Gicht kann die Brennnessel, die auch viele Vitamine und Mineralstoffe enthält, positive Effekte bringen. Denn sie wirkt wasserausschwemmend und schmerzhemmend.
Nebenwirkungen: Vorsichtig sollten diejenigen sein, die Wassereinlagerungen – also Ödeme – haben. "Bei Ödemen aufgrund eingeschränkter Nierenfunktion oder einer Herzinsuffizienz sollte man auf den Tee verzichten", rät Gräber.
Schwangere und Kinder sollten auf Tee aus Brennnessel-Blättern ebenfalls verzichten, so Ursula Sellerberg.
E wie Enzian
Enzian ist eine reine Bitterstoffpflanze, teilt Apothekerin Brugger zudem der AZ mit. Sie könne bei Appetitlosigkeit, Blähungen, Krämpfen und leichten Verstopfungen verwendet werden. "Auch die Gallentätigkeit wird positiv beeinflusst."
Nebenwirkungen: Vorsicht ist geboten bei Allergien gegen die Wurzel, ebenso bei Magengeschwüren und in der Schwangerschaft, so Brugger.
F wie Fenchel
Fenchelsamen enthalten ätherisches Öl, das Verdauungsbeschwerden wie Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl oder Blähungen beruhigen kann. "In hohen Dosierungen kann Fencheltee Krämpfe lösen und auch den Appetit anregen", so Sellerberg. Bei Erkältungen kann er eine Wohltat sein.
Nebenwirkungen: Vorsicht beim Genuss von Fencheltee bei Allergien gegen Doldenblütler sowie Pollenallergien, sagt Gräber.
G wie Goldrutenkraut
Goldrutenkraut gilt als wasserausschwemmend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Konkret heißt das: "Bei Nierensteinen oder Nierengrieß hilft die Heilpflanze aufgrund ihrer harntreibenden Wirksamkeit oftmals außerordentlich gut", sagt Gräber. Der Tee sorgt dafür, dass Nieren und Blase gut durchspült werden.
Nebenwirkungen: "Bei Ödemen sollte man indes von einer Durchspülungstherapie absehen", rät Sellerberg. Und: "Bei Pollenallergien ist das Risiko von allergischen Beschwerden deutlich erhöht", warnt Gräber.
I wie Ingwer
Er ist der optimale Begleiter bei einer Erkältung: Ingwertee wirkt laut Apotheken Umschau schleimlösend und entzündungshemmend. Denn die Knollenwurzel aus Südostasien ist reich an ätherischen Ölen und Gingerol, das ihm seine Schärfe verleiht. Auch kann Ingwertee laut Brugger bei Verdauungsproblemen, Appetitlosigkeit und leichter Übelkeit behilflich sein. Gegen Schwangerschaftsübelkeit sollte er aufgrund fehlender Studiendaten nicht eingenommen werden, mahnt die Apothekerin.
Nebenwirkungen: Zu viel Ingwer kann zudem die Magenschleimhaut reizen und so zu Magenproblemen führen, so das Gesundheitsmagazin.
J wie Johanniskraut
Das Kraut wird bei Schlafstörungen und nervöser Unruhe empfohlen. Auch zur Aufhellung der Stimmung kann es dienen, sagt Brugger.
Nebenwirkungen: In manchen Fällen können allergische Reaktionen auftreten, warnt die Apotheken Umschau. Zudem sorge Johanniskraut für eine höhere Lichtempfindlichkeit, sagt Brugger, weshalb man bei dem Trunk Sonnenschutz verwenden sollte. Auch sei Vorsicht geboten bei der Einnahme mit Medikamenten, etwa Gerinnungshemmern, warnt Brugger. Sie rät zur Beratung durch eine Apotheke.
K wie Kamille
Das warme Getränk mit Kamillenblüten hilft bei Haut- und Schleimhautentzündungen sowie Magen-Darm-Beschwerden. Auch Erkrankungen der Luftwege sollen verschwinden, ebenso wie Zahnfleischentzündungen, so die Apotheken Umschau weiter. Laut Brugger helfen Kamillendampfbäder zudem bei Schnupfen und Entzündungen in den Nebenhöhlen.
Nebenwirkungen: Wer allergisch auf Korbblüter reagiert, sollte auf Kamille verzichten.
L wie Lavendel
Ob Unruhe, Einschlafstörungen oder Oberbauchbeschwerden - in solchen Fällen kann Lavendeltee hilfreich sein. "Bei chronischen Angstzuständen kann der Tee die Symptome lindern, was aber kein Ersatz für eine kausale Therapie sein sollte", sagt Gräber. Lavendeltee kann beruhigend bei Blähungen und dem Reizdarm-Syndrom wirken.
Nebenwirkungen: Lavendeltee gilt als bekömmlich.
T wie Thymian
Thymiantee enthält ätherisches Öl. "Der Aufguss wirkt krampf- wie schleimlösend sowie antimikrobiell", sagt Sellerberg. Empfehlenswert ist Thymiantee damit bei Bronchitis und Keuchhusten.
Nebenwirkungen: "In seltenen Fällen kann es bei Überempfindlichkeit zu Luftnot kommen." Schwangere sollten ihren Apotheker fragen, ob Thymiantee für sie gut ist.
Z wie Zitronenmelisse
Bei Erkältung hilft etwa Ingwertee, auch Kamille tut dann gut. Einem Tee mit diesem Heilkraut werden beruhigende und krampflösende Eigenschaften nachgesagt. Ein solcher Aufguss kann bei nervös bedingten Einschlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden helfen.
Nebenwirkungen sind nicht bekannt.