Darmkrebs-Prävention: „Auch mal Fisch und Geflügel essen“
Viele Fragen und ebenso viele Antworten beider AZ-Telefonaktion zum Thema „Schutz vor Darmkrebs“. Nina Ruge und zwei Ärzte stehenden Anrufern Rede und Antwort
MÜNCHEN Aufklärung rettet Leben: Bei der großen AZ-Telefonaktion zum Thema „Schutz vor Darmkrebs“ konnten die drei Experten vielen Anrufern unnötige Ängste nehmen und zugleich wichtige Tipps für eine rechtzeitige Vorsorge geben. Der Informationsbedarf war groß – hier eine Auswahl wichtiger Fragen und Antworten:
Ab welchem Alter sollte man zum ersten Mal zur Darmkrebsvorsorge gehen?
DR. BERNDT BIRKNER: Wenn es in Ihrer Familie bisher keine Darmkrebsfälle gab, sollte man ab 50 jedes Jahr einen Stuhl-Blut-Test machen und dann mit 55 zur Koloskopie gehen. Ist alles okay, reicht eine Kontrolluntersuchung nach zehn Jahren. Diese Untersuchungen sind für alle kostenlos – leider nutzen noch viel zu wenige Menschen diese oft lebensrettenden Vorsorgemöglichkeiten.
Meine Mutter hat Darmkrebs – zahlen die Krankenkassen bei mir schon früher eine Darmspiegelung?
DR. MARTIN STRAUCH: Ja, selbstverständlich. Bei Risikopatienten mit einer familiären Vorbelastung oder bei akuten Symptomen wie frischem Blut im Stuhlgang ist eine Koloskopie unabhängig vom Alter notwendig und kostenlos.
In welchem Alter soll ich als Angehöriger am besten zur Vorsorge?
DR. MARTIN STRAUCH: Hier gilt die Regel: Zehn Jahre bevor die Krankheit bei dem betroffenen Verwandten (Mutter, Vater, Bruder, Schwester oder Großeltern) festgestellt wurde. Wenn also ihre Mutter mit 45 Jahren erkrankt ist, dann gehen Sie bitte unbedingt mit 35 Jahren zur Koloskopie.
Ist eine Darmspiegelung eigentlich sehr unangenehm?
NINA RUGE: Nein, eine Spiegelung ist in der Regel total schmerzfrei und dauert nicht lange. Werden Polypen entdeckt, also eine Vorstufe zu Krebs, werden sie innerhalb von Sekunden entfernt. Statistiken sagen, dass bei 90 Prozent der Patienten alles entfernt werden kann, wenn es frühzeitig erkannt wird.
Ich habe aber sehr große Angst vor der Untersuchung.
NINA RUGE: Sie können sich während der Koloskopie auch in einen sogenannten „Dämmerschlaf“ versetzen lassen. Nach rund 15 Minuten ist dann alles schon wieder vorbei und der Arzt kann Ihnen sofort sagen, ob etwas gefunden wurde oder nicht.
Ist die Ernährung wichtig für die Prävention?
DR. MARTIN STRAUCH: Ja, zu einer sinnvollen Prävention gehört neben viel Bewegung auch eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse und einem maßvollen Konsum von rotem Fleisch wie Schwein, Rind und Lamm und Wurstwaren. Lieber auch mal Fisch und Geflügel wählen!
Ich kann aus gesundheitlichen Gründen die nötige Darmspiegelung nicht ambulant durchführen lassen. Was soll ich tun?
DR. BERNDT BIRKNER: Sie können eine Koloskopie selbstverständlich auch stationär in jeder Klinik mit einer gastroenterologischen Abteilung durchführen lassen. Ihr Hausarzt soll Ihnen dafür einfach eine Überweisung mit Angabe der Gründe ausstellen.
Ich bin 50 und bei meiner Mutter wurden schon mal bösartige Polypen entfernt. Ich habe noch keine Darmspiegelung gemacht. Was soll ich tun?
NINA RUGE: Ich würde Ihnen dringend empfehlen, eine Darmspiegelung machen zu lassen. Gerade deswegen, weil ihre Mutter Polypen hatte.
Ich war 2007 bei einer Darmspiegelung, es wurde nichts gefunden. Wann muss ich wieder zur Untersuchung?
DR. BERNDT BIRKNER: Wenn es in Ihrer Familie keinen Fall von Darmkrebs gibt und Sie keine Blutungen oder Schmerzen haben, dann haben Sie zehn Jahre Zeit bis zur nächsten Untersuchung.
Ich bin 67 und habe frisches Blut in meinem Stuhlgang entdeckt – was soll ich tun?
DR. MARTIN STRAUCH: Ich würde Ihnen raten, zur Sicherheit auf jeden Fall eine Koloskopie machen zu lassen. Nur dann können Sie wirklich sicher sein, was die Ursachen für die Blutungen sind.
Bei mir wurde schon mal ein tubuläres Adenom mit vier Millimetern Durchmesser abgetragen. Wann muss ich wieder zur Untersuchung?
DR. BERNDT BIRKNER: Ihr Adenom wurde noch in einem gesunden Zustand abgetragen, deswegen haben Sie fünf Jahre Zeit bis zur nächsten Untersuchung.
Bei mir wurden schon zwei mal Polypen entfernt – wie oft muss ich zur Vorsorge?
DR. MARTIN STRAUCH: In der Regel reicht eine Kontrolle nach drei Jahren. Sie sollten aber Ihren Arzt auch nach den Ergebnissen der feingeweblichen Untersuchung der Polypen fragen.
Ich bin immer regelmäßig zur Vorsorge. Muss ich mit 87 wirklich nochmal hingehen?
DR. BERND BIRKNER: Nicht unbedingt. Wenn Sie sich sonst gut fühlen, ist es wirklich eine individuelle Entscheidung, bei der Sie mit Ihrem Hausarzt Vor- und Nachteile abwägen sollten.
Ich habe Schmerzen, die sich von der Brust bis zum Magen ziehen. In den meisten Fällen tut es morgens weh. Soll ich mich auf Krebs untersuchen lassen?
DR. MARTIN STRAUCH: Es muss nichts mit Krebs zu tun haben. Es spricht viel dafür, dass es sich um einen Reizdarm handelt. Der ist zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Durch Medikamente kann man die Schmerzen erleichtern. Wenn Sie keine Alarmsignale wie Blutungen haben, müssen Sie keine Spiegelung machen lassen.
Protokoll: maha, mb
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