D-Dorf-Bernd: "Ein wenig Stolz schwingt da schon mit"
Im Internet ist jetzt ein Interview mit "D-Dorf-Bernd", dem Fälscher von Tim Kretschmers Amokdrohung aufgetaucht. Die große Frage lautet allerdings: Ist es nicht ebenfalls gefälscht?
Was ist wahr, was ist manipuliert in der Welt der Hacker und Fälscher? Im Internet kursiert jetzt ein Interview mit „D-Dorf-Bernd“, dem Mann, der Tim Kretschmers Amokandrohung gefaked haben soll. Nur: Wer sagt, dass das Interview nicht auch gefälscht ist?
In der angeblichen Drohung hatte der 17-Jährige geschrieben, er habe das „Lotterleben“ satt und werde am nächsten Tag bewaffnet an seine frühere Schule gehen und „mal so richtig gepflegt grillen“. Nachdem Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech den Interneteintrag kurz nach dem Amoklauf von Winnenden präsentierte, entpuppte sich dieser schnell als Fälschung. Der Journalisten Markus Hannich war es, der den Fake aufdeckte: Er sah anhand eines digitalen Zeitstempels in dem Eintrag, dass die angebliche Morddrohung erstellt wurde, als Tim K. längst tot war.
Eine peinliche Panne für die Polizei - und auch für die Medien, die den Eintrag abdruckten. Jetzt hat Nils M., Betreiber des Internet-Blogs „Die Welt ist gar nicht so“, den Fälscher interviewt – angeblich.
Ein offensichtlicher Fake?
„Ein absolutes Armutszeugnis für die Ermittlungsbehörden“ sei das vorschnelle Präsentieren des Ermittlungsergebnisses, sagt D-Dorf-Bernd: „Ein offensichtlicher Fake wurde hier meines Erachtens nach bewusst als ,Tatsache’ hingestellt und dann sogar ,Beweise’ erfunden.“ Aber auch an den Medien lässt er kein gutes Haar und kritisiert die Arbeitsmethoden der Journalisten: „Die einzelnen Redaktionen müssen sich gegenseitig übertrumpfen, da bleibt der Inhalt schonmal auf der Strecke.“ Die angebliche Morddrohung wurde auch von den Zeitungen und Fernsehsendern für bare Münze genommen.
Ob er denn stolz sei? „Ich komme aus den Gesichtspalmierungen (bedeutet in etwa Kopfschütteln, d. Red.) kaum heraus, aber ein wenig Stolz schwingt da schon mit.“ Namentlich genannt werden will D-Dorf-Bernd nicht – er hat Angst, dass er sich dann „ein, zwei Stunden mit einem Polizisten unterhalten muss“. Nach AZ-Informationen musste D-Dorf–Bernd allerdings bereits zu einer Vernehmung – nachdem ihn ein anderer „Bernd“, also Nutzer des Forums, angeschwärzt hatte.
Das Interview mit dem Fälscher – ist das nun wiederum eine Fälschung?
kasa
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