Cowboys als Priester: Hochwürden hoch zu Ross
MOUNT VERNON - In den ländlichen Gegenden der USA macht sich immer mehr eine ganz besondere Art von Gottesdiensten breit.
Den weißen Cowboyhut leicht nach hinten geschoben, die Haut am Hals von der Sonne leicht knitterig, sitzt Steve Hamson auf seinem Pferd Coby – und erteilt der Gemeinde den Segen. Hamson ist Pfarrer im US-Staat Illinois. Pfarrer der hiesigen Cowboys in Mount Vernon.
Während er aus der Bergpredigt liest, hält er die Bibel in der einen, die Zügel in der anderen Hand. Mehr als ein Dutzend Cowboys sind samt Pferd heute gekommen, um Hamson zuzuhören. Sie legen ihre Cowboyhüte über’s Herz, wenn Hamson für die betetet, die heute nicht kommen konnten, „weil sie das Heu einbringen müssen“. Sie kauen Tabak, die Pferde lassen ein paar Äpfel fallen, während Hamson aus der Bergpredigt liest. Die Regeln sind locker, das hier ist eine Cowboy-Kirche.
In ganz Amerika finden sich tausende Protestanten in Scheunen, Lagerhäusern oder einfach unter freien Himmel zusammen, um am Gottesdienst teilzunehmen – auf ihre ganz eigene Art. Mehr als 600 dieser Kirchen sind über die USA verteilt, zumeist in ländlichen Gebieten. In Illinois finden sich einige der aktivsten Gemeinden. In Rodeo-Arenen oder Scheunen, die Räume mit
Western-Emblemen geschmückt, kommen die Gläubigen zum Gottesdienst zusammen. Zwar äußern einige „normale“ Kirchen, dass es sich bei den Cowboy-Churches eher um Spaßveranstaltungen als um ernsthafte Gottesdienste handle. Doch das weisen die Cowboy-Priester vehement zurück. Wie die Jungen von HipHop-Gottesdiensten angezogen werden, so zieht der Cowboy-Gottesdienst Männer und Frauen an, die das Landleben schätzen. Und für die Cowboys ist es einfach praktischer, eine Kirche besuchen zu können, in die sie ihr Pferd mitbringen können. Hier wird eben ein Cowboyhut zur Kollekte von Reiter zu Reiter herum gereicht, während eine lokale Band auf Mundharmonika und Waschbrett spielt.
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