Christine Keeler: Dieses Callgirl stürzte Britannien in die Krise

Christine Keeler, 1963 in den größten Sex- und Politskandal der britischen Nachkriegsgeschichte verwickelt, ist im Alter von 75 Jahren gestorben.
von  Julia Sextl
Das Callgirl und der Kriegsminister: Christine Keeler und John Profumo im Jahr 1963.
Das Callgirl und der Kriegsminister: Christine Keeler und John Profumo im Jahr 1963.

London - Ein Prostituierte, ein Minister und ein Spion – der klassische Stoff für einen James-Bond-Thriller. Und in den 1960ern auch die Besetzung jener Dreiecksgeschichte, die Großbritannien in eine tiefe politische Krise stürzte und ein junges Mädchen schlagartig zur Berühmtheit.

Die Britin Christine Keeler, blutjung und schön, hatte zum Höhepunkt des Kalten Krieges sowohl ein Verhältnis mit dem verheirateten britischen Kriegsminister John Profumo als auch mit Jewgenij Iwanow. Der war offiziell der stellvertretende UdSSR-Marineattache an der Londoner Botschaft, hauptamtlich jedoch Geheimagent. Und so wanderten wohl so etliche Geheimnisse aus einem Londoner Liebesnest in die Moskauer KGB-Zentrale. Die Folge: Profumo musste im Juni 1963 zurücktreten, nachdem er das Parlament über seine Beziehung zu Keeler und deren Verbindungen zu Iwanow belogen hatte.

Christine Keeler: Verhältnis mit einem Zuhälter und Dealer 

In der Folge stürzte im Oktober die Regierung von Premierminister Macmillan. Sowjetkapitän Iwanow musste schon kurz zuvor England verlassen – Moskau hatte ihn zurückgepfiffen. Denn die Geschichte um Keelers Affären wurde immer heißer – und entsprechend groß die Gefahr, aufzufliegen: Denn noch während Keeler ihr Dreiecksverhältnis pflegte, ließ sie sich für mehrere Monate mit einem aus Jamaika stammenden Musiker ein, der mehrfach wegen Zuhälterei und Rauschgifthandels vorbestraft war.

Das Callgirl und der Kriegsminister: Christine Keeler und John Profumo im Jahr 1963.
Das Callgirl und der Kriegsminister: Christine Keeler und John Profumo im Jahr 1963.
Das Prostituierte und der Kriegsminister: Christine Keeler und John Profumo im Jahr 1963. Foto: dpa (Archiv)

Nach ein paar Monaten – Profumo hatte das Verhältnis damals ohnehin einschlafen lassen, um seine Karriere zu schützen – trennte sich Keeler von dem Jamaikaner. Der jedoch war rasend vor Eifersucht und schoß sieben Kugeln durch Keelers Wohnungstür, wo sie mit einer Freundin zusammen lebte. Verletzt wurde zwar niemand, es kam jedoch zu einer Gerichtsverhandlung, die für viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit sorgte.

Christine Keeler: So profitierte sie von den Skandalen

"Ich war nur ein 19-jähriges Mädchen, das eine gute Zeit hatte. Ich habe jede Minute davon geliebt“, sagte sie später einmal rückblickend auf den Skandal, der das gesamte Vereinigte Königreich erbeben ließ. Sie ging daraus als die große Gewinnerin hervor, legte sich einen schicken Rolls-Royce mit Chauffeur zu, strich für Interviews und Artikel ein Vermögen ein und drehte als Hauptdarstellerin einen Film über ihr eigenes Leben.

Am Montagabend ist Christine Keeler im Alter von 75 Jahren in einer Klinik im südenglischen Farnborough gestorben. Das teilte einer ihrer Söhne der Zeitung The Guardian mit. Sie hatte seit Längerem eine Lungenerkrankung.

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