Cholera-Proteste in Haiti: Ein Mensch von UN-Soldat erschossen

Die Verzweiflung über die Cholera-Epidemie führt in Haiti zu gewaltsamen Protesten: Dabei wurde ein Demonstrant von einem UN- Soldaten erschossen. Die Hilfsorganisationen verstärken unterdessen ihre Aufklärungskampagnen.
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Proteste im Norden Haitis: Die Menschen gehen gegen die Regierung und ihre Maßnahmen gegen die Cholera auf die Straße
AP Proteste im Norden Haitis: Die Menschen gehen gegen die Regierung und ihre Maßnahmen gegen die Cholera auf die Straße

PORT-AU-PRINCE - Die Verzweiflung über die Cholera-Epidemie führt in Haiti zu gewaltsamen Protesten: Dabei wurde ein Demonstrant von einem UN- Soldaten erschossen. Die Hilfsorganisationen verstärken unterdessen ihre Aufklärungskampagnen.

Bei gewaltsamen Protesten mehrerer Tausend Demonstranten ist im Norden Haitis ein Mensch ums Leben gekommen. Mehrere wütende Protestierende wurden verletzt. Ein UN-Soldat erschoss einen Demonstranten in Notwehr, wie die UN-Mission Minustah am Montagabend (Ortszeit) in Port-au-Prince mitteilte. Die Zahl der Cholera-Toten stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Port- au-Prince unterdessen auf 1000.

Nach lokalen Medienberichten demonstrierten die aufgebrachten Bewohner der zweitgrößten Stadt Haitis, Cap Haïtien, gegen die Misserfolge der Regierung im Kampf gegen die Cholera. Wie die Regierung am Montag weiter mitteilte, hat sich die Cholera vom zentralen Department Artibonite vor allem nach Norden in die Cap- Region ausgebreitet. Allerdings hieß es, der Höhepunkt mit über 66 Toten pro Tag sei in der vergangenen Woche überschritten worden. Am Montag seien 46 Tote registriert worden.

Unterdessen verstärken die Hilfsorganisationen ihre Aufklärungskampagnen in den Lagern. „Ich würde behaupten, wir werden hier die größte Epidemie, die die Karibik je erlebt hat, sehen“, sagte Joost Butenop von Caritas International am Dienstag im „Morgenmagazin“ des ZDF. „Die Menschen haben nicht ausreichend Wasser, sie haben keine Sanitäreinrichtungen und sie haben auch kein Wissen um die Cholera.“ Bis zu 70 000 Menschen seien bereits mit dem Erreger infiziert und sorgten für die weitere Verbreitung der Cholera. Denn in 70 bis 80 Prozent der Fälle verlaufe die Krankheit so milde, dass diese Menschen sich nicht behandeln ließen.

Neben der Aufklärung setzen die Organisationen auf die gezielte Abgabe von Hilfsmitteln. Besondere Probleme gebe es auf dem Lande, wo rund drei Viertel der Haitianer lebten, berichtete der Nothilfekoordinator der Welthungerhilfe in Port-au-Prince, Friderico Motka, der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefoninterview.

Die Welthungerhilfe verteile „Cholera-Kits“ an Krankenstationen und Hospitäler. Darin sind Tabletten, die der Dehydrierung der Erkrankten entgegenwirken. Außerdem enthalten diese Pakete Tabletten zur Reinigung des Wassers, Seife und spezielle Waschmittel für die Bettwäsche. „Der Inhalt der Pakete reicht zur Behandlung von 200 Menschen für die Dauer von zwei Wochen“, sagte Motka.

Die Art der Demonstrationen lasse darauf schließen, dass diese in Zeiten des Wahlkampfs politisch motiviert seien, hieß es in der UN- Erklärung weiter. Die Minustah forderte die Haitianer auf, sich nicht manipulieren zu lassen und so die Demokratie zu gefährden.

Die Demonstranten in Cap Haitien und in Hinche forderten gleichzeitig den Abzug der UN-Blauhelme, die seit 2004 die Lage in dem ärmsten Land Amerikas stabilisieren sollen. UN-Soldaten und haitianische Polizei gingen gegen die Demonstranten vor, die eine Polizeistation angezündet hatten, und beendeten die Proteste.

dpa

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