China: Tote Tiere für Olympia

Auf Befehl der Regierung werden in Peking tausende Streuner umgebracht. Denn: In Peking soll es bei den Olympischen Spiele im August sauber sein für die Gäste aus aller Welt.
von  Abendzeitung
Bis August sollen streundende Vierbeiner aus Peking verschwunden sein.
Bis August sollen streundende Vierbeiner aus Peking verschwunden sein. © Petra Schramek

PEKING - Auf Befehl der Regierung werden in Peking tausende Streuner umgebracht. Denn: In Peking soll es bei den Olympischen Spiele im August sauber sein für die Gäste aus aller Welt.

Von Mäusen und Müll leben sie normalerweise, aber derzeit findet sich für die streunenden Hunde und Katzen in Peking an jeder Ecke ein duftendes Stück Fleisch. Doch der leicht erbeutete Genuss ist tödlich: Das Futter ist vergiftet. Der Befehl dazu kam von ganz oben – von der chinesischen Regierung.

Weltoffen und fortschrittlich will sich China präsentieren, wenn dort im August die Olympischen Spiele ausgetragen werden. In Peking soll es sauber sein für die Gäste aus aller Welt. 200 000 wilde Katzen und 10 000 Hunde passen da nicht ins Gesamtbild. Deshalb macht die Stadtregierung Jagd auf die Streuner. Und das mit brutalen Methoden.

Tod durch Vergiften ist da nicht das Schlimmste: Mit Fallen gefangene Vierbeiner kommen in Tierheime, die keinen Platz für sie haben. „Die Käfige dort sind so groß wie Mikrowellenöfen“, sagt Qin Xiaona von Pekings Tierwohlfahrtsverband (CAWA). „Hier ist ihre Versorgung so schlecht, dass 90 Prozent nach wenigen Tagen schlimme Krankheiten bekommen, verhungern oder verdursten.“ Bei den Tieren, die nicht verenden, wird nachgeholfen: Sie werden ertränkt, erschlagen oder lebendig verbrannt.

„Das ist ein inhumaner Umgang, den wir aufs Schärfste verurteilen“, so Thomas Schröder, Chef des Deutschen Tierschutzbundes, zur AZ. „China geht es nur um eine optische Säuberung, das Problem der Straßentiere wird so nicht gelöst.“ Um dieses in den Griff zu bekommen, müssten die Tiere gefangen, sterilisiert und wieder ausgesetzt werden. „Nur so ist die Population einzudämmen“, sagt Schröder. Keine kurzfristige Lösung: „Sieben bis zehn Jahre würde es dauern, bis sich etwas verändert.“ Zu spät für Olympia 2008.

"Misshandlung von Tieren widerspricht dem olympischen Geist"

Der Direktor des Pekinger Landwirtschaftsbüros ordnete kürzlich an, dass im August kein streunendes Tier mehr zu sehen sein soll – es geht angeblich um Hygiene und Sicherheit: Wilde Hunde und Katzen könnten Krankheiten übertragen. Thomas Schröder hält das für vorgeschoben. „Die Tiere sind sehr scheu, meiden Menschen.“ Der Tierschützer fordert: „Der deutsche Sportbund und das Olympische Komitee sollte seinen Einfluss auf China als Ausrichtungsland von Olympia nutzen und einen besseren Umgang mit Tieren verlangen.“ Auch Qin Xiaona sieht das so. „Misshandlung von Tieren widerspricht dem olympischen Geist. Wollen die Athleten denn wirklich an Spielen teilnehmen, die mit dem grausamen Tod tausender Tiere erkauft wurde?“

Tierschützer kritisieren China schon lange. „Es gibt keine Gesetze, die Tiere als Mitgeschöpfe achten“, so Schröder. Hunde und Katzen werden wegen ihres Fells teils lebendig gehäutet. Für die traditionelle Medizin wird lebenden Bären Gallensaft abgesaugt, auch aus Tigern wird Arznei hergestellt. Schröder: „Das ist nicht nur kritikwürdig sondern abartig.“ Dass das Töten von Streunern auch Probleme birgt, hätte China von Russland lernen können – zu Olympia 1980 wurde auch Moskau von Katzen „gesäubert“. Ergebnis: Eine Rattenplage, von der sich die Moskowiter noch heute erzählen.

Alexandra Schulz

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