Chérie Carla

Was seinen Beratern nie gelang, schaffte sie mühelos: Carla Bruni-Sarkozy hat den hypernervösen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy gezähmt. Lange war sie die berüchtigte „Männerfresserin“, jetzt schwärmt ganz Frankreich für Madame Sarkozy.
von  Abendzeitung
Michel Comtes mittlerweile berühmtes Foto von Carla steht bei Christie’s zur Versteigerung.
Michel Comtes mittlerweile berühmtes Foto von Carla steht bei Christie’s zur Versteigerung. © AP

Was seinen Beratern nie gelang, schaffte sie mühelos: Carla Bruni-Sarkozy hat den hypernervösen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy gezähmt. Lange war sie die berüchtigte „Männerfresserin“, jetzt schwärmt ganz Frankreich für Madame Sarkozy.

PARIS „Hör zu.“ Carla Bruni legt ihrem Mann die Hand auf die Schulter, flüstert nur diese zwei Worte – und Nicolas Sarkozy gehorcht. Lässt das nervöse Zappeln, das ständige Auf-die-Uhr-Blinzeln, und konzentriert sich wieder ganz auf seinen Gesprächspartner. So geschehen beim Staatsbesuch des Präsidentenpaars in Südafrika Ende Februar.

Eine beispielhafte Szene: Was ihm seine Berater im Elysée seit Monaten erzählen („Renn nicht so hektisch durch die Gegend“, „schau nicht immer aufs Handy“, „lass Deine Gesprächspartner ausreden“) schafft Carla Bruni-Sarkozy offenbar mühelos. „Er ist verliebt in mich, also hört er auf mich“, sagt sie und lächelt kokett. Die Bruni scheint den hypernervösen französischen Präsidenten gezähmt zu haben.

Dass Carla Bruni in der Disziplin Männer-Origami (hübsch zusammenfalten, eine Weile anschauen, wegschmeißen) eine Meisterin ist, ist nichts Neues. Interessant aber ist, dass Carla Bruni dieses Mal offenbar keine Anstalten macht, wegzulaufen, sondern sich selbst einem gewaltigen Image-Wandel unterzogen hat.

Vorbei sind die Zeiten der Männerfresserin, vorbei die Zeiten, als Carla halbnackt im Fonds eines Autos für selbiges Werbung machte. Carla Bruni ist zur „Prinzessin der Herzen“ geworden, jubelten britische Medien nach dem Staatsbesuch des Paares bei der Queen. Diskret und elegant trat sie vor englische Queen, in Jackie-Kennedy-Manier mit grauem Pillbox-Hütchen und Dior-Kleid. Und zum abendlichen Bankett mit der königlichen Familie erschien sie in glamouröser dunkelblauer Robe mit transparenten Ärmeln. Mit Prinz Phillip parlierte sei bei Château Margaux und Lammfilet, und mit Premier-Gattin Sarah Brown erörterte sie die Situation minderjähriger Mütter.

Mit weißer Rose in der Hand

Carla Bruni ist viel zu selbstbewusst, um auf Dauer nur das Trophy-Girl an der Seite ihres Mannes zu bleiben. Seit kurzem hat sie den so genannten „Damenflügel“ im Elysée bezogen, mit eigener Sekretärin, die ihre Post erledigt. Vor zwei Tagen nahm sie an einer Demonstration für die entführte kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt in Paris teil, ernst dreinblickend mit weißer Rose in der Hand.

Zwar runzeln die alteingesessenen Pariser Politik-Journalisten immer noch die Stirn, weil sie sich nun in den Pressekonferenzen die Plätze mit herumschreienden People-Fotografen teilen müssen. Aber Bruni macht klar: „Ich mache hier nicht nur die Blumenarrangements.“

„Geheimwaffe des Präsidenten“

Das macht auch bei den Franzosen Eindruck: Nach einer Umfrage von „Le Parisien“ halten 73 Prozent der Franzosen die neue Frau an der Seite des Präsidenten für „sympathisch“. 58 Prozent finden laut des regierungsnahen „Figaro“, dass Bruni den Stil Sarkozys verbessert habe. Und sogar die linke „Libération“ nannte Bruni die „Geheimwaffe des Präsidenten“.

Nur gestern wurde sie noch einmal kurz an ihre einst wilden Zeiten erinnert: Da stand das Nacktfoto von Michel Comte bei Christie’s zur Versteigerung. Wie viel es brachte, war bei Redaktionsschluss unklar. Das Geld soll jedenfalls wohltätigen Zwecken zugute kommen. Genau wie der Erlös ihrer neuen CD – die kommt im August in die Läden.

„Ich heiße Carla Bruni-Sarkozy“

Denn das Bruni mit der Musik aufhören könnte, war für sie von Anfang an undenkbar. „Ich habe schon viele Dinge in meinem Leben gemacht“, vertraute das Ex-Model einem Journalisten an. „Aber die vergangenen Wochen waren die härteste Umstellung.“ Vielleicht bekommt Carla Bruni ja deshalb noch keine kalten Füße, weil sie mit Zähnen und Klauen ihre Freiheit verteidigt. Aus dem Elysée flieht sie, so oft sie kann: Unter der Woche verbringen Sarkozys die Abende in ihrer 500-Quadratmeter-Wohnung. Und auch wenn der Elysée-Palast darauf beharrt, dass ihre offizielle Anrede „Madame Nicolas Sarkozy“ lautet, rief sie jüngst persönlich bei Journalisten an und stellte richtig: „Ich heiße Carla Bruni-Sarkozy.“

Bezeichnend dafür, wie sehr Bruni die Medien im Griff hat, ist eine Situation während der Tschad-Reise: Nach einem offiziellen Essen auf einer französischen Militärbasis will sie nach draußen gehen und eine Zigarette rauchen. Die Fotografen zücken elektrisiert ihre Apparate. Doch Carla dreht sich nur um, lächelt und sagt mit einem winzigen Kopfschütteln „Non“ – und alle setzen sich wieder hin. Madame la Présidente hat gesprochen.

Annette Zoch

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