Chemieunfall bei Kraft: Lage angespannt
Bad Fallingbostel - Der Tank mit Natronlauge, in den am Montag Mitarbeiter bei Reinigungsarbeiten versehentlich tausende Liter Salpetersäure geschüttet hatten, droht zu bersten. "Es ist wieder zu einer Verschärfung gekommen", sagte die Sprecherin des Unternehmens, Barbara Blohberger, am Dienstag. In dem Tank sei die Temperatur gestiegen. Seit Montagabend herrscht Katastrophenalarm, 1800 Anwohner mussten in Sicherheit gebracht werden. Eine giftige Wolke stieg auf, zog dann aber wieder ab.
"Es kann sein, dass der Behälter birst", sagte der Sprecher der Feuerwehr, Stephan Meier. In dem Tank waren 14 000 Liter Natronlauge, dazu wurden 10 000 Liter Salpetersäure gekippt. Entwarnung könne erst gegeben werden, wenn die Lauge und die Säure voneinander getrennt seien, sagte Meier. "Das wird noch Stunden dauern." Bereits am Montagabend war es zu einer Reaktion gekommen - eine Giftwolke stieg auf, die jedoch im Laufe der Nacht wieder abzog. Nun bestünde die Gefahr, dass wieder sogenannte Nitrose-Gasen ausgestoßen werden. Diese sind gefährlich für Atemwege und Haut. "Man sollte da nicht reinlaufen", sagte Meier.
Der Tank mit dem gefährlichem Gemisch steht nach Feuerwehr-Angaben in einem Gebäude. Sollte der Behälter tatsächlich bersten, bestehe daher keine direkte Gefahr, so Meier. Der unmittelbare Gefahrenradius betrage 50 Meter, die Umgebung sei zudem in einem Radius von 500 Metern evakuiert. Die wichtige Nord-Süd-Achse, die Autobahn 7, wurde im Bereich Walsrode in beide Richtungen komplett gesperrt. Auch der Bahnverkehr auf der Regionalstrecke zwischen Soltau und Walsrode wurde eingestellt.
In dem Werk wird unter anderem Miracoli hergestellt. Die Produktion bei Kraft Foods steht seitdem still. Der finanzielle Schaden war zunächst unklar. Bei dem bislang größten Einsatz dieser Art im Landkreis Fallingbostel waren in der Nacht bis zu 1000 Kräfte im Einsatz. Der Unfall ereignete sich nicht bei der Lebensmittelproduktion.
Seit Montagnachmittag mussten die Menschen rund um das Werk ihre Häuser verlassen. Nach Auskunft der Behörden müssen sie noch mindestens bis zum Nachmittag dortbleiben. Die Nacht verbrachten die Betroffenen in verschiedenen Unterkünften, darunter die Heidmarkhalle, wo rund 350 Menschen untergekommen waren. "Den ganzen Abend hatten wir keine Infos - das war nicht so schön", sagte die Anwohnerin Susanne McLeod.