"Charlie Hebdo"-Sonderausgabe: Mordender Gott auf Titelseite

Die Titelseite der neuen "Charlie Hebdo"-Sonderausgabe sowie das zugehörige Editorial polarisieren die Gesellschaft – wie so oft.
Paris - Für die Sonderausgabe ein Jahr nach der Terrorserie von Paris hat das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" Gott als Täter auf den Titel geholt. "Ein Jahr danach - der Mörder ist immer noch auf freiem Fuß" heißt es über der Zeichnung eines bärtigen alten Mannes mit dem göttlichen Dreieck nebst allsehendem Auge über dem Kopf. Das weiße Gewand ist blutbefleckt, auf dem Rücken trägt die wegrennende Figur eine Schnellfeuerwaffe wie bei den Anschlägen.
Beim Überfall auf "Charlie Hebdo" und den anschließenden Attacken starben in Paris 17 Menschen durch die islamistischen Terroristen. Die Sonderausgabe mit einer Auflage von einer Million Exemplaren erscheint am Mittwoch auch mit Arbeiten der ermordeten "Charlie-Hebdo"-Zeichner Stéphane Charbonnier (Charb), Jean Cabut (Cabu), Bernard Verlhac (Tignous), Philippe Honoré und Georges Wolinski.
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Im Editorial kritisiert der als Riss zeichnende Laurent Sourisseau "vom Koran verblödete Fanatiker", die wie "geweihte Ärsche anderer Religionen" ein Ende des Magazins gewünscht hätten, weil es über Religiöses zu lachen wage. Abdallah Zekri von der französischen Beobachtungsstelle für Islamophobie sprach bei Sender BFMTV von einem "für alle Religionen sehr beleidigenden Text". Der Bischof von Gap, Jean-Michel di Falco Leandri, verwies auf Gläubige unter den Opfern. Es könne nicht gesagt werden, eine Religion wolle den Tod eines Magazins.