Castor-Transport: Atom-Gegner formieren sich
Der umstrittene Castor-Transport hat einen Zwischenstopp im französischen Remilly eingelegt - In Deutschland haben sich die Atom-Gegner schon formiert.
Rémilly/Berg - Die Polizeipräsenz am Bahnhof ist nicht zu übersehen. Ansonsten deutet in dem verschlafenen französischen Örtchen Rémilly etwa 25 Kilometer südöstlich von Metz aber nichts auf das brisante Material hin, das dort am Donnerstag eingetroffen ist und voraussichtlich bis Freitag lagern wird. Rund 200 Polizisten, die in mehr als zehn Kleinbussen angerückt sind, sichern den umstrittenen Castor-Transport, der hier einen unerwarteten Zwischenstopp eingelegt hat.
Das Dorf ist weiträumig abgesperrt. Drei Polizeikontrollen muss passieren, wer in die Ortsmitte gelangen will. Das Leben in Rémilly geht aber dennoch ganz normal weiter. Güter- und Personenzüge passieren ungebremst die elf Castoren mit ihrer hoch radioaktiven Fracht.
Bewohner von Rémilly reagieren gelassen
Die Bewohner zeigen sich von dem Geschehen relativ unbeeindruckt. Zwei Senioren, auf ihre Krückstöcke gestützt, beobachten das Kommen und Gehen der Polizeieinheiten. Eine ältere Frau führt ihren Hund spazieren, bis sie etwa 150 Meter vor dem Zug von den Beamten freundlich gestoppt wird. „Kein Problem“, lächelt sie verständnisvoll, als sie umdreht und ihren Spaziergang in die andere Richtung fortsetzt.
Der Castor berühre sie nicht sonderlich, sagt sie, und man merkt ihr das Unverständnis über die große Aufregung an, die es rund um den Transport gibt. Von Demonstranten oder Schaulustigen ist weit und breit nichts zu sehen. Auch Journalisten haben sich bis zum Mittag nur wenige nach Rémilly verirrt. Alles sei ganz ruhig, bestätigen die Polizisten. Ansonsten zeigen sie sich eher zugeknöpft und wenig auskunftsfreudig.
Der Zug sei in Rémilly, um Wasser und Treibstoff aufzutanken und die Loks zu wechseln, sagt einer der Polizisten. Mehr wissen die Beamten seinen Angaben nach auch nicht.
Transportroute bleibt unklar
Über die Transportroute und den Fahrplan des Castor-Zuges wird am Donnerstag weiter spekuliert. Bis zum Mittag verdichten sich Hinweise, dass er über Saarbrücken fahren könnte. In der Nähe des Verladebahnhofs Forbach nahe Saarbrücken sammeln sich rund 20 Einsatzfahrzeuge der Polizei am Gleis. Bei Kehl hingegen, wo der Zug ebenfalls die Grenze passieren könnte, sind weder Demonstranten noch Polizisten zu sehen.
Eine weitere potenzielle Castor-Route führt über Berg (Pfalz) nahe Lauterbourg. Dort haben sich am Vormittag rund 150 Atomkraftgegner versammelt. Die Kälte – es herrscht ein Grad Minus - bekämpfen sie mit Tanzen zur Musik einer Live-Band und heißem Kaffee. Es wird viel telefoniert, als sich abzeichnet, dass der Zug einen längeren Stopp in Frankreich einlegt. Unterkünfte werden organisiert, andere Aktivisten angerufen, um sie für Freitag – den Tag der möglichen Ankunft in Deutschland – zu mobilisieren.
Ein großes Thema auf der Kundgebung sind die Vorfälle des Vortags in Frankreich. Die deutschen Atomkraftgegner freuen sich, dass die französischen Mitstreiter so massiv zur Blockade des Zugs in Valognes erschienen waren, und verurteilen das rüde Vorgehen der Polizei. Die junge Demonstrantin Silke Ludwig zeigt sich schockiert angesichts der „brutalen Prügelszenen“ in Frankreich. „Das ist erschütternd“, sagt sie. „Man muss natürlich sehen, dass es die französischen Demonstranten noch schwerer haben als wir in Deutschland“, sagt Aktivist Markus Pflüger aus Trier, der seit Jahren Kontakt zu französischen Atomkraftgegnern hält.
Die französische Bereitschaftspolizei, die kasernierten Compagnies Républicaines de Sécurité (CRS), sei wesentlich ruppiger als die deutschen Beamten. Dennoch habe sich der französische Widerstand in den vergangenen Monaten verstärkt. „Es ist sehr erfreulich, dass viele Franzosen und wir gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagt Pflüger.