„Carla Bruni liebt mich über alles“

Lila ist die Farbe der Saison. Die AZ-Reporter Timo Lokoschat und Felix Rettberg haben exklusiv mit ihr gesprochen – über Imagewandel, Liebe, Kirche, Kleinwagen und Kühe
von  Abendzeitung

Lila ist die Farbe der Saison. Die AZ-Reporter Timo Lokoschat und Felix Rettberg haben exklusiv mit ihr gesprochen – über Imagewandel, Liebe, Kirche, Kleinwagen und Kühe

AZ: Herzlichen Glückwunsch!

LILA: Bitte?

Sie sind beliebt wie nie, nicht nur die großen Designer setzen diesen Sommer auf Sie, sondern auch Massenketten wie H&M und Zara.

Ja, ich bin endlich angekommen. La couture c’est moi! Letztes Jahr ging’s schon los – 2009 wird mein Durchbruch.

Einst galten Sie als Farbe der unbefriedigten Frau, als letzter Versuch der männerlos gebliebenen Tante.

Müssen Sie mir mit alten Kamellen kommen? Immerhin trägt mich mittlerweile sogar Carla (Bruni, d. Red.) und das fühlt sich sehr, sehr gut an. (wird rot) Sie liebt mich über alles – und ich sie.

"Der Papst ist ein Spezl von mir"

Ist es eigentlich wahr, dass Sie lesbisch sind?

Ach, Sie spielen auf diese lila-Latzhosen-Geschichte in den 70ern an. Auch ich hatte eben eine emanzipative Phase. Nur soviel: Eine gewisse Sympathie für diese Frauen und ihren Mut kann und will ich auch heute nicht verhehlen.

Wie hältst Du’s...

Entschuldigung! Bleiben wir doch bitte beim Sie.

Pardon, wie halten Sie es mit der Religion?

Oho, die Gretchenfrage von der AZ! Wie originell! Ja, ich bin tief religiös, bete täglich. Da bin ich fast päpstlicher als der Papst, seit Jahrhunderten übrigens ein Spezl von mir.

Wieso das?

Nun, ich war lange den obersten katholischen Kirchenfürsten vorbehalten, weil man mich im Mittelalter nur aus zerquetschten Purpurläusen und faulenden Purpurschnecken gewinnen konnte, eine ziemliche Sauerei für so ein exklusives Vergnügen. Angeblich mussten für ein einziges Taschentuch tausende Schnecken dran glauben. Wenigstens sind sie nicht umsonst gestorben. Gott hab sie selig.

"Denken Sie nur an lila Kleinwagen! Scheußlich!"

Irgendwann war’s vorbei mit der Exklusivität...

Ja, 1856. So ein Typ namens William Henry Perkin entdeckte den Farbstoff Mauvein. Mit dem konnte man erstmals billig lila färben.

In Ihrer Stimme schwingt Bedauern mit.

Naja, ich muss seitdem schon einige Geschmacklosigkeiten ertragen. Denken Sie nur an lila Kleinwagen! Scheußlich! Oder an die lila gefärbten Strähnen im Haar reifer Damen. Soll das sexy sein?

Wir denken vor allem an die lila Kuh.

Gut, das war eine Jugendsünde, ich brauchte das Geld und komme bis heute nicht aus dem Vertrag raus.

Die Aktion dürfte Sie aber finanziell saniert haben.

Ha! Sind Sie naiv! Die haben mich mit drei Tafeln Schokolade abgespeist. Und dann auch noch Traube-Rum. Die mag ich nicht mal.

"Er betrog mich mit Gelb"

Leben Sie in einer Beziehung?

Ich bin ziemlich wählerisch, war lang mit Schwarz liiert, aber irgendwann erlosch das Feuer. Außerdem betrog er mich mit Gelb. Das Schwein! Dabei hatte meine Mutter Lilo mich vor diesen Künstlertypen gewarnt. Heute lebe ich lieber ungebunden.

Bei wem finden Sie Halt?

Ich habe eine große Familie. Meine Eltern Blau und Rot, meine Schwestern Violett und Magenta und mein schwuler Bruder Purpur. Nicht zu vergessen: mein Stiefonkel Gerd!

Psychologen warnen davor, ein Zimmer lila zu streichen. Die Farbe mache depressiv, Selbstmordgefahr drohe.

Ich schaue mich pausenlos im Spiegel an und mir gefällt, was ich sehe! (lacht) Im Ernst: Die übertreiben. Wie beliebt ich bin, kann doch zurzeit jeder sehen. Gehen Sie mal raus aus der Redaktion! Ein bisschen Sonne täte Ihnen gut.

Wie halten Sie Ihren Teint?

Ich ernähre mich ausschließlich von Rotkohl und Auberginen. Ab und zu esse ich aber auch mal eine Banane, damit ich nicht zu dunkel werde. Wäre ja unnatürlich.

Danke für das Gespräch!

Au revoir! (winkt)

Interview: Timo Lokoschat, Felix Rettberg

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