Bundestag sperrt mehr als 100.000 Internetseiten

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags müssen offenbar vor sich selbst geschützt werden: Damit sie sich nicht erneut Trojaner einfangen, dürfen sie künftig zehntausend Websites nicht mehr aufrufen.
von  AZ
Stück für Stück sollen die Hacker das Netz im Bundestag über längere Zeit infiltriert haben.
Stück für Stück sollen die Hacker das Netz im Bundestag über längere Zeit infiltriert haben. © dpa

Berlin – Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, greift die IT-Verwaltung des Parlaments zu drastischen Maßnahmen, um weitere Angriffe auf das Netzwerk zu verhindern. Wie im Mai bekannt wurde, hatten unbekannte Angreifer rund ein halbes Jahr Zugriff auf zahlreiche Daten im Netzwerk des Bundestags, nachdem mehrere Abgeordnete sich beim Internet-Surfen Trojaner eingefangen hatten.

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Da es den Technikern des Bundestages offenbar bislang nicht gelungen ist, das Netzwerk gegen solche Fremdzugriffe zuverlässig abzusichern, wollen sie nun verhindern, dass Parlamentarier und ihre Mitarbeiter überhaupt Internetseiten mit fragwürdigen Inhalten aufrufen können. Dafür stellt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Quarantäne-Liste mit Internet-Adressen bereit. All diese mehr als 100.000 Seiten werden künftig nicht mehr über Bundestagsrechner abrufbar sein. Stattdessen erhält der Nutzer einen Hinweis, dass "der Zugriff auf diese Webseite automatisch blockiert" wurde. Zudem wird der Zugriffsversuch protokolliert.

Dass diese Maßnahme tatsächlich ausreicht, um ausländische Geheimdienste künftig aus dem Netzwerk des Bundestags fernzuhalten, bezweifeln IT-Experten. Auch der der netzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Klingbeil, mahnte im Spiegel an, dass die Vorgehensweise keine Dauerlösung sein könne: "Es ist mit dem freien Mandat unvereinbar, dass eine Regierungsbehörde entscheidet, auf welche Informationen Abgeordnete zugreifen dürfen, und diese Kommunikation zudem protokolliert."

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