Bürostuhl-Fahrer auf rasanter Tour

Wochenlang hat Clemens Boßler aus Brombachtal im Odenwald an seinem perfekten Gefährt getüftelt. Er hat den Rollenwiderstand verringert, ein Rennlenkrad angebracht und seinen Bürostuhl schließlich in einen flotten Flitzer in Ferrari-Optik verwandelt.
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Dem geht der Sprit nicht so leicht aus.
dpa Dem geht der Sprit nicht so leicht aus.

Bad König - Wochenlang hat Clemens Boßler aus Brombachtal im Odenwald an seinem perfekten Gefährt getüftelt. Er hat den Rollenwiderstand verringert, ein Rennlenkrad angebracht und seinen Bürostuhl schließlich in einen flotten Flitzer in Ferrari-Optik verwandelt.

Bei der zweiten «Deutschen Bürostuhlmeisterschaft» im südhessischen Bad König-Zell kämpft der 41-Jährige am Samstag im K.o.-System gegen 80 andere Spaßsportler, die mit ihren aufgemöbelten Sitzgelegenheiten die 200 Meter lange abschüssige Strecke im Odenwald bis zur Zielgerade rasen. Gerade hat Boßler sein erstes Rennen erfolgreich hinter sich gebracht und ist damit für die zweite Runde qualifiziert. «Geübt habe ich nicht wirklich», gibt er zu und wischt sich die Schweißperlen aus dem Gesicht: «Entweder man kann es oder man kann es nicht.»

Rund um die Fahrstrecke haben sich tausende Zuschauer versammelt, die mit Hupen und lauten Rufen die Stuhlraser anfeuern. Während sich die einen auf die Schnelligkeit ihrer Gefährte konzentrierten, haben sich die anderen Teilnehmer lieber mit der Optik beschäftigt und ihren Stuhl in einen königlichen Thron, ein Klo oder gar den Rollstuhl des Opas aus der Filmfamilie «Flodder» verwandelt.

Raketen und Motoren sind beim Wettbewerb verboten

«Heute Nacht waren einige Fahrer schon fleißig am Üben», erzählt Benjamin Bär von den Kerbbursche Zell, die das Bürostuhlrennen im vergangenen Jahr - angeregt durch ein Schweizer Vorbild - ins Leben gerufen haben. Bei der abschüssigen Strecke sei Beinarbeit gefragt, da in der Mitte eine kleine Sprungschanze eingebaut ist, die viel Schwung zum Passieren erfordert. «Die schnellste Geschwindigkeit bisher waren 30 Stundenkilometer.» Beim Aufmöbeln ihrer Stühle mussten sich die Teilnehmer aus ganz Deutschland an Vorgaben halten: So sind etwa Raketen und Motoren beim Wettbewerb verboten.

Nacheinander flitzen die Fahrer - darunter nur eine Frau - die Straße herunter, sobald die Ampel an der Startposition auf Grün schaltet. Philipp Leopold, der das übliche Stuhlgerüst aus Kunststoff durch ein Gerüst aus Metall ersetzt hat, hängt seinen Mitstreiter schnell ab. Während dieser trotz Beinarbeit nicht vom Fleck kommt und von links nach rechts wankt, schafft es Philipp nur schwer, an der Zielgeraden zu bremsen. Für den weichen Fall haben die Veranstalter jedoch vorgesorgt und rund um die Strecke riesige Heuballen postiert.

Die einfache Regel: "Wer bremst, verliert."

Während sich Clemens Boßler von dem ersten Durchlauf erholt, sitzt Harald Taday aus Schifferstadt bei Speyer mit Badehose und Morgenmantel bekleidet in Warteposition. Seinen roten Flitzer habe er bei einem Sperrmüll gefunden und für das Rennen aufgemotzt. «Ich bin leidenschaftlicher Bürostuhlfahrer», erzählt der 44-Jährige mit einem Schmunzeln. Sein Rezept für den Erfolg? «Wer bremst, verliert.»

Und wer gewinnt den rasanten Wettbewerb? Den ersten Platz für die schnellste Abfahrt belegt Jan Paul aus Neidenstein in Baden- Württemberg. Der zweite Platz geht an Dennis Hüll aus Michelstadt. Den Preis für den kreativsten Stuhl bekommt Georg Seeger aus Bad König, der seinen Schreibtischstuhl in einen Chopper verwandelt hat. (dpa)

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